Roma e Toska

Der Sylter Brombeerschal

Zwei Wochen war ich nun auf Reisen, erst Paris, die Bretagne, anschließend Verona, Mailand und Como. Die Gegend um den Comer See hat eine lange textile Tradition von Seidendruckern und -Stickern. Hier sitzen unsere Freunde und Partner, ohne die Roma e Toska nicht das wäre, was es ist. Frederico und Antonio mit ihren ausgefallenen Tüll-Bearbeitungen, Adele, die für ihre raffinierten Kreationen immer wieder Preise gewann, und Aldo, der erfahrene Techniker, den meine Tochter Toska und ich letztes Wochenende besuchten. Er arbeitet mit den besten internationalen Designer*innen zusammen.

Er holt uns vom Bahnhof Como San Giovanna ab, wir sind in seiner Druckerei verabredet, die u.a. die exklusiven Prints für Louis Vuitton und Hermès ausführt. Minutiös erklärt er uns die aufwendigen Abläufe, wie ein Stoff entsteht, den wir für unsere Blusen, Schals und Futter verwenden. Allein die Vorbereitung des Materials dauert eine Woche, und dann zieht der Ink-Jet Printer Linie für Linie über die Seide, die danach dampfgebügelt und gewaschen wird, um das Motiv zu fixieren und den Stoff so fließend weich zu machen, dass er über die Haut streichelt.

Vor uns liegt der Andruck (Test) für den Brombeer-Schal. Jedes Mal finde ich aufregend, wie alles beginnt, in diesem Fall mit der E-Mail von Eva, einer Sylter Kundin: »Und weißt Du, was ich mir wünsche – nach der geliebten Sylter Wolkenbluse, der Bluse mit den Humboldt’schen Muscheln, eine Seidenbluse mit dem Print der zartlila Besenheide, die derzeit blüht.«

Die Nachricht bezog sich auf meine Brombeer-Fotos und meine kindliche Leidenschaft des Brombeersammelns in der Braderuper Heide. Mein Mann, der Graf, macht daraus die beste Marmelade. Das Bild schickte ich Aldo und dazu eine Skizze mit dem Rahmen-Motiv der Delfter Kacheln. Er entwickelte daraus ein Muster für den Seiden-Print. Wer möchte, kann die nummerierten Schals und Blusen jetzt schon reservieren. 

Im Auto sprechen wir über die Zukunft von dieser Art der Mode, die individuell ist, ihre eigenen Geschichten erzählt, die die Erfahrung des Handwerks braucht. Der Freund ist desillusioniert. KI wird übernehmen und Trend-Kollektionen zukünftig entwerfen, die sich erfolgreich verkaufen lassen, sagt er mir. Toska und ich halten dagegen, wir haben unsere Nische gefunden für das Besondere, das auf die besonderen Frauen trifft. Man findet sich eben auch hier. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz