Roma e Toska

FROHES NEUES JAHR!

Cheers auf 2024! Wir feiern ein regennasses Ritual unten am Strand mit Wünschen für ein neues Jahr. Allerdings gebe ich zu, dass mir in den frühen Morgenstunden des 1. Januar, noch etwas verkatert und übernächtigt, dafür die Puste beinahe ausging. Zu viele fromme Adjektive und große Worte. Reicht nicht ein: »Du weißt schon, was alles gemeint ist«?

»Glück, eine Pose« überschrieb die Bestsellerautorin Ildikó von Kürthy einen launischen Artikel zum Jahresende: »Kennen Sie den Satz ›Träume nicht dein Leben, lebe deine Träume‹? Grober Unfug. Viel besser ist es, wenn man endlich doch noch so geworden ist, wie man nie sein wollte.« Startet sie gleich mit einem Paukenschlag in die sehnsuchtsvolle Wunsch-Idylle.

Klar kenne ich diesen Satz und sogar welche, die ihn inflationär in die Runde schmeißen, was bei mir regelmäßig zu Zweifeln führt. Aber, will man wirklich so werden, wie man nie sein wollte? In mir regt sich heftiger Widerstand. 

Ich bin auch nicht der Meinung, dass die junge Frau, die ich einmal war, sich für mich schämen sollte. Nein, ganz im Gegenteil, die soll sagen: »Hey tapfer, gut durchgehalten und hübsch unangepasst geblieben.« Weder bin ich schwer desillusioniert, noch halte ich mein Sofa für einen echten Szene-Hotspot. Zufriedenheit ist für mich nicht das höchste der Gefühle. Aber »Glück« ist durchaus ein seltener Moment, nach dem ich strebe. 

Klaglos nehme ich hin, dass nicht alle meine Träume wahr wurden, was mich allerdings nicht davon abhält, weiter zu träumen. Unbelehrbar laufe ich barfuß durch den Regen und geize nicht mit spontanen Umarmungen.

Bitte schön, 2024 darf kommen, auch wenn wir alle wissen, dass, wie Ildikó von Kürthy schreibt: »Probleme, Minderwertigkeitsgefühle, Verschleiß und Katastrophen zum Leben gehören …« – Gerade deswegen, halten wir uns bereit für ein überschäumendes Mehr-als-Alles! Und aus vollem Herzen stimme ich ihr zu: »Mein Leben ist gut. Nicht, weil es schön ist. Sondern weil es bunt, dunkel und hell, reich und erbärmlich, beängstigend, befremdlich, einzigartig, quälend und großartig ist.« – Ich gefall mir da drin!

Euch ein gutes Neues Jahr, werdet ein wenig mehr die, die ihr euch bislang nicht getraut habt zu werden. Schupst jene von dem Sofa, die meinen, es reicht »Sandgebäck« zu naschen, mit zwei dicken Kissen im Rücken Schnulzenfilme zu sehen und damit zufrieden zu sein. Für das, was ansteht in unserer Welt, brauchen wir Euch als Vorbilder, als Mitstreiter, Mentoren und Zuhörer, als Magier und Zauberer mit einem freien Geist und mit versöhnenden Visionen!

Birgit Gräfin Tyszkiewicz