Roma e Toska

Eine Weihnachtsgeschichte

Es ist kurz vor Weihnachten. Wer von »besinnlich« spricht, der lebt vielleicht einsam in den Bergen oder auf einer Insel, wo noch nichts los ist. Ansonsten herrscht aller Ortens hektische Betriebsamkeit mit der »überraschenden« Erkenntnis, dass wieder ein Jahr dem Ende zugeht.
Im Weihnachtshimmel geht es ebenfalls heftig zu, denn die Menschen wollen beschenkt werden mit liebevollen Kleinigkeiten oder auch mit Größerem. Keiner will leer ausgehen. Pakete werden mit Rentierschlitten ausgeliefert, vielsagende Gutscheine unter den Türen durchgeschoben, Last-Minute Aufträge stapelweise abgearbeitet. Nur Geldgeschenke, die lehnt der Himmel ab, das können die da unten selbst erledigen. Es muss schon eine Spur romantisch sein, gefühlvoll und wertschätzend, wenn es vom Himmel kommen soll.

Eine Abteilung hat es dort oben besonders schwer, die für die immateriellen Präsente. Hier geht es um Liebe, um Beziehungen, um Nähe und Versprechen. Und all das soll rechtzeitig bis zum 24. Dezember vom Himmel fallen, den Erwartungsvollen geradewegs vor die Füße oder noch besser, mitten ins Herz.
Auf Hochtouren diskutieren die Engel-Teams die möglichen und unmöglichen Konstellationen. Wer passt zu wem? Wo bedarf es noch ein paar extra Liter Glühwein als Liebes-Beschleuniger oder ein paar selbstgebackener Happy-Kekse aus der Engels-Confiserie? Vielleicht ein Abenteuer. Ein Out-of-Ordenary, wie man weltgewandt sagen würde. Wem soll man schicksalhaft einflüstern: Trau Dich, das Jahr ist bald zu Ende. Und wen muss man noch geschwind aus der Sofa-Komfort-Zone schupsen?
Love Made in Heaven. Die Losung heißt: Liebe will riskiert werden. Egal, wie alt man ist. Und so schiebt Engel A seinen Helden ganz nah an die unbekannte Schöne, die wiederum an den Strippen von Engel B hängt. Die beiden da oben machen sich einen Heidenspaß, die Akteure raffiniert aufeinander loszulassen.
Erst ziert sie sich, dann fehlt ihm der Mut. Sie würde sich gerne anschmiegen, und er erwägt, den Arm um sie legen. So poetisch das Zaudern und anrührend die Ängstlichkeit. Hey, es ist Weihnachten, fast Euch ein wenig Mut.
Zwischendurch tagt der Krisenstab der himmlischen Abteilung »Liebe«. Die Menschen da unten sind mutlos, zu trist das Wetter, zu trübe das globale Geschehen. Jeder spricht von Problemen und Sorgen, statt von Sehnsucht, Zuneigung und Verlangen. Was für ein Jammer-Getöse… Aber Pst: Habt Ihr das gehört? War das etwa ein Ich-vermisse-Dich? Vielleicht war es auch ein Du-fehlst-mir? Ein verschämt gemurmeltes Ich-mag-Dich.
Ach, die Menschen sollten lernen, auf die leisen Töne zu achten mit der Geduld für das Noch-Nicht-Gesagte. Auch wenn es schwerfällt, träumen wir doch alle von einem strahlend herausposaunten: Ich-liebe-Dich!
Engel A versucht es noch einmal mit seinem einsamen Helden. Das Kaminfeuer knistert, die Kerzen sind angezündet, der flüchtige Duft von Parfüm und warmer Haut. Diebisch reiben sich die Engel die Hände. Da könnte was gehen.
Manchmal braucht es nur wenig, um mehr zu werden in unserer Welt des Zuviels.
Ich freue mich auf Ihren und Euren Besuch für letzte Geschenke, für einen Plausch, mit allem, was dazugehört und mit einer Idee von Made in Heaven.

Frohe Weihnachten!

Birgit Gräfin Tyszkiewicz