Kein Meerkabarett im Sommer

Absage der Jubiläumssaison

Sylt und sein Meerkabarett – das war jahrzehntelang eine Erfolgsgeschichte. Sogar die Corona-Pandemie hat das beliebte Festival, das beispielsweise 2019 über 15.000 Urlauber*innen und Einheimische anlockte, überstanden. Nun aber musste Geschäftsführer Joachim Wussow ausgerechnet die 30. Saison seines Publikums- und Künstler-Magneten absagen. 

So kennen Gäste und Insulaner*innen das Meerkabarett aus der Vergangenheit – nun musste die Jubiläumssaison für diesen Sommer abgesagt werden. (Archivfoto: SYLTPRESS)

Im Jahr 2007 hatte das Meerkabarett, nach Stationen in Wenningstedt und neben dem Flughafen, ein neues Zuhause auf dem Gelände der Rantumer Sylt Quelle gefunden. Ein Ort der über das Festival und die Stiftung »kunst:raumsyltquelle« Kultur und Wirtschaft (Mineralwasserabfüllung) vereint. Allerdings ist seit Herbst 2019 bekannt, dass die baurechtliche Grundlage für Veranstaltungen dort unzureichend ist. Seitdem versucht Wussow, die Neuausrichtung des Areals partnerschaftlich mit der Gemeinde abzustimmen. Sein Ziel dabei: Den Fortbestand einer reduzierten Mineralwasserabfüllung und der Kultur in einem nachhaltigen Gesamtkonzept zu sichern.  Nach diversen Vorschlägen und Anträgen in den vergangenen vier Jahren wurden in der jüngsten Rantumer Ortsbeiratssitzung im September erstmals konkrete Kritikpunkte öffentlich geäußert. In einem kurz darauffolgenden konstruktiven Treffen mit den beiden Ortsbeiratsvorsitzenden, dem Bauausschussvorsitzenden und Mitarbeitern der Ortsentwicklung wurde ein gemeinsames Ziel skizziert. Die Hoffnung, dass dieses noch Ende 2023 den Ortsbeirat passieren und als Empfehlung an den Bauausschuss weitergeleitet werden konnte, hatte sich allerdings zerschlagen. 

Das Ärgerliche daran: mit der erneuten Verschiebung der Entscheidung hat sich das ohnehin schon maximal weit gedehnte Zeitfenster, in dem Künstler*innen üblicherweise für die nächste Saison gebucht werden, endgültig geschlossen. Wussow ist enttäuscht: »Normalerweise macht man noch während der laufenden Spielzeit die Auftrittstermine für den nächsten Sommer fest. Wir mussten jetzt für das Programm und das Team eine Entscheidung fällen.« Das sei ihm zwar schwergefallen, aber ohne eine gewisse Planungssicherheit könne mit den erforderlichen Investitionen und Umbauten nicht begonnen werden.  

Um dem Publikum im vergangenen Jahr überhaupt etwas bieten zu können, waren Wussow und sein Team auf den Alten Kursaal und das Congress Centrum in Westerland ausgewichen: »Wir sind dankbar, dass wir diese Räumlichkeiten nutzen dürften, aber die für das Meerkabarett typische Kombination aus herausragendem Programm und attraktivem gastronomischen Angebot in einem außerordentlichen Ambiente kann man nur an einem dafür reservierten Ort schaffen.«  Der erarbeitete Kompromiss zur weiteren Nutzung des Geländes der Sylt Quelle soll nun im Februar im Ortsbeirat beraten und gegebenenfalls die Weiterleitung an den Bauausschuss beschlossen werden. Wussow: »Das ist für die Spielzeit 2024 definitiv zu spät. Aber noch träume ich zumindest davon, dass wir eine Einigung hinbekommen und 2025 unsere 30. Saison feiern können.«