Dürfen wir noch lachen?

Roma e Toska

Kürzlich saß ich mit einer Freundin und guten Kundin zusammen im alten Kapitänshaus zwischen den Kollektionsteilen von Roma e Toska, Kunst an den Wänden und Vasen mit und ohne Blumen um uns herum. Ein schönes Ambiente für einen Plausch, ein wenig Abwechslung mit Anproben und Styling-Beratung. Dürfen wir uns das noch gönnen? Dürfen wir noch lachen? All diese kleinen Auszeiten genießen, angesichts des Leids in der Ukraine, das uns täglich durch die News erreicht? Ein wenig hilflos schauen wir uns an. Doch, dürfen wir. Keine Bombe weniger fällt auf eine Stadt, kein Mensch stirbt weniger, wenn wir es tun oder nicht tun. Ganz im Gegenteil, wir brauchen die Freunde, den Genuss an etwas Besonderem, sie geben uns die Energie für das Miteinander, für die Unterstützung Bedürftiger und für die innere Stabilität, um all den Angriffen auf unser freiheitliches Leben zu widerstehen. 

Wer mich kennt und meine Zeilen liest, hier oder täglich in meinem Blog (www.blog.romaetoska.com), der weiß, dass nun ein »Aber« kommt. Richtig! Es braucht eine neue Qualität des Genießens. Plötzlich merken wir, dass es keine Selbstverständlichkeit ist, in ein Geschäft zu gehen, etwas zu kaufen, bei Kerzen, Blumen und Kaffee zu sitzen und zu lachen. Und das ist das Außergewöhnliche an diesen Zeiten, in denen wir leben. Drehen wir sie um, die Sorgen, die Ängste, die Ungewissheit und schauen auf eine Welt, die wertvoll ist.

Selten zuvor gab es so viele Begegnungen, die zu einem Moment des gefühlten Miteinander wurden. Früher, selbst ich muss es zugeben, haben wir Kundinnen heimlich »gescannt«, ob sie etwas kaufen, vielleicht sogar viel, ein Outfit, zwei Outfits oder gar noch mehr … Auf dem Weg zum Strand traf ich Kollegen aus anderen Geschäften, die mir erzählten, wie sie Frauen drei Handtaschen, vier Handtaschen verkauften. So what! Ist doch nur Geld. Es hat sich verändert. Etwas zu erwerben und zu besitzen ist nachhaltig geworden. Wir Kreativen bieten Mode an, über die wir nachgedacht haben, in der unsere Talente und unsere Verantwortung stecken, und die Käufer:innen verstehen es, bedanken sich oft, dass sie es haben dürfen. Ein gutes Gefühl, das uns lachen lässt, gemeinsam in Gesprächen, die oft auch ungewöhnlich persönlich sind. Ein Laden, eine Boutique wird so zu einem »Place To Be«. Nichts anderes habe ich mir gewünscht und auch deswegen entwerfe ich Kollektionen, gab es immer schon Mode, wie schwer die Zeiten auch waren und sind.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz