»Die soziale Komponente wird nicht anerkannt.«

Tagung Bundesverband
Deutscher Versicherungskaufleute

In Brüssel und Berlin wird schon seit einiger Zeit über ein Provisionsverbot für freiberuflich tätige Versicherungsvermittler diskutiert, spätestens in zwei Jahren soll es voraussichtlich in Kraft treten. Das stattdessen angedachte Honorarmodell hat nach Ansicht des Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) deutliche Nachteile für die Kunden und solche, die es noch werden wollen. Auf der jährlichen Tagung des Regionalverbandes BV Nord, die diesmal wieder einmal im Westerländer Congress Centrum Sylt stattfand, bezog Andreas Vollmer, Vizepräsident des Verbandes, nun klar Stellung gegen die Pläne der EU: »Gerade die Politiker aus dem linken Spektrum verkennen die soziale Komponente der bisher geltenden Regelung. Da der Kunde den Vermittler bisher nur vergütet, wenn es zu einem erfolgreichen Abschluss kommt, hat er aktuell die Möglichkeit, sich vorab kostenlos und umfassend bei verschiedenen Anbietern zu informieren. Durch das geplante Honorarmodell hingegen würde vielen Menschen der kostenlose Zugang zur Finanzindustrie verwehrt.«

Die Teilnehmer der BVK-Tagung: Markus Maiborg, Harald Lotze, Steffen Weise, Jörg Rackow, Olaf Heilig, Jasper Stade, Andreas Vollmer und Michael Heinz (Foto: Sylt Connected)

Dass es sich bei den Argumenten der BVK nicht nur um theoretische Gedankenspiele handelt, zeigen die Beispiele aus Holland, Skandinavien und England. Hier wurde das Honorarmodell bereits eingeführt mit der Folge, dass viele Menschen vom Zugang zu Finanzdienstleistungen wie etwa zur Altersvorsorge abgeschnitten sind. Dem BVK ist es daher wichtig, den weiteren politischen Prozess eng zu begleiten und hat aus diesem Grund jetzt auch in Brüssel ein eigenes Büro eröffnet. Harald Lotze, Vorsitzender des BV Flensburg, Vollmitglied in der IHK Flensburg und Gastgeber der diesjährigen Tagung erklärte zudem, dass das Honorarmodell vielen Kollegen die Lebensgrundlage entziehen würde: »Beim Provisionsmodell ist die Prämie bereits eingepreist. Das ist eine gerechte Regelung für beide Seiten. Beim Honorarmodell müssten schon beim ersten Beratungsgespräch Stundensätze aufgerufen werden, ohne dass der Kunde oder die Kundin weiß, ob er den Vertrag tatsächlich abschließen wird.« Für viele Verbraucher sei das Grund genug, sich gar nicht erst über mögliche Produkte zu informieren und dem Versicherer breche so eine wichtige Einkommensquelle weg, so Lotze weiter.

Vollmer sieht dennoch Schwächen im aktuell noch geltenden Modell, da es sich in der Regel um eine Abschlussprovision handelt: »Damit die Vermittler sich nicht nur darauf konzentrieren, ein Produkt zu verkaufen, muss es neue Anreize geben wie etwa Provisionen für die fortlaufende Betreuung und das regelmäßige Kontaktieren der eigenen Kunden.« Das wäre dann auch für die BVK eine denkbare Lösung.