Kunstvoller Empfang und
inspirierende Begegnungen:
Galerie Herold lud zu einem
besonderen Pfingstwochenende
in Kampen
Kampen. Der Impressionismus und die Freilichtmalerei, die Ende des 19. Jahrhunderts von Frankreich ausgingen, faszinierten viele Künstler. Ziel war es, Licht und flüchtige Eindrücke von Natur und Mensch unmittelbar und spontan festzuhalten. Zahlreiche Kunstschaffende zog es damals an die Akademien in Paris – darunter auch deutsche Maler, auf die sich unsere Ausstellung konzentriert. In Hamburg war die Situation um 1900 schwierig: Es gab keine eigene Kunstakademie, und vielen blieb die Ausbildung in anderen Städten aus finanziellen Gründen verwehrt. Die Einflüsse des Impressionismus erreichten die Hansestadt meist nur über Kunstzeitschriften oder Ausstellungen in Berlin – etwa bei Paul Cassirer, der 1901 auch eine Dependance in Hamburg eröffnete. Der große Durchbruch blieb jedoch aus, die Galerie schloss nach fünf Jahren. Ein früher Förderer der französischen Moderne in Hamburg war der Sammler Gustav Schiefler (1857–1935), der zu den wenigen zählte, die bei Cassirer Werke kauften. DieAusstellung »Meister des Lichts« zeigt, wie stark norddeutsche Künstler von den französischen Vorbildern beeinflusst wurden – und dennoch eine ganz eigene, unverwechselbare Handschrift entwickelten. Kolorit und Motivwahl spiegeln dabei deutlich die norddeutsche Prägung wider.

Patrick Herold und Künstler Daniel Hörner (Foto: SYLTPRESS)
In der Galerie Herold Contemporary nebenan werden in der Ausstellung »Die Entdeckung der Linie« zwei Farbfeldmaler und Farbtheoretiker gezeigt, die ihr künstlerisches Schaffen ganz der Linie und der Farbe gewidmet haben und in einen spannenden Dialog treten. Die Werke von Johannes Geccelli (1925–2011) scheinen von innen heraus zu leuchten. 1947 beginnt er sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf und zu seinen Kommilitonen zählen Otto Piene, Heinz Mack, Raimund Girke und Hans Salentin. Besonders prägend ist jedoch sein Professor Paul Binde, der Geccelli in seiner Auseinandersetzung mit Raum, Figur, Licht, Zeit und Farbe unterstützt – Themen, die sein Werk zeitlebens prägen sollten. Ausgangspunkt war für ihn stets die abstrakte Figur, die im Licht zu verschwinden vermag. In der Ausstellung liegt der Fokus auf seine späteren Werke aus den 1980er Jahren bis hin zu jenen, die kurz vor seinem Tod entstanden sind. Die Figur verschwindet, zurück bleibt die Grundform – die Linie. Viele seiner Bilder entfalten sich dabei vom Zentrum aus vertikal zum Rand hin: Das Bild wird in zwei Hälften geteilt und bildet dennoch ein zusammenhängendes Ganzes. Unzählige Farbtöne gehen in kaum wahrnehmbaren Verläufen sanft ineinander über. Die Linie erscheint in fein abgestimmten Farbverläufen – manchmal so dynamisch, dass sie beinahe aus dem Bildraum zu kippen scheint.
Beim jungen Hamburger Maler Daniel Hörner (*1978) verhält es sich auf den ersten Blick ähnlich – und dann wieder ganz anders. Sein Farbspektrum reicht von Signalgelb bis Graphitschwarz. Wie ein Alchemist stellt er seine Farben aus Bienenwachs, Pigmenten und Vaseline selbst her und fügt gelegentlich organische Materialien wie Kamille, Sand oder Staub hinzu. Die weichen Farbtöne werden auf zarten, transparenten Nesselstoff aufgetragen. Deren Farbfeldräume werden durch Kugelschreiberstriche begrenzt – mitunter verschmiert, manchmal kratzend in die weichen Flächen eindringend. Die Formen stehen in harmonischem Verhältnis zueinander, doch entsteht ein subtiler Störmoment: Die pastosen Farbflächen sind nicht exakt aufgetragen, die Linien nicht sauber gezogen. Hörners Malerei lebt von Kontrasten – und vor allem von farblicher Harmonie.