
Wir Jäger unter uns. Also, die mit grüner Unterhose und Gewehr zum einen. Und Pidder als intellektueller Schnäppchenjäger zum anderen. Wir wissen, wovon wir sprechen. Nichts ist flüchtiger als der Erfolg auf der (Schnäppchen-)Jagd. Kaum war der Schießbefehl aus Kiel ergangen, war er auch schon wieder durch einen 68er-Richter kassiert worden, der augenscheinlich grenzenloses Verständnis für Umweltprediger aus dem ländlichen Mittelzentrum zu haben scheint, die in hohepriesterlicher und moralisch überlegener Kaprice meinen klugscheißen zu können, dass das Leben des Goldschakals mehr wert sei als das Leben von Lämmern, die Grasnarbe der Deiche sowie die nervliche und wirtschaftliche Existenz der Schäfer.
Was bleibt? Fragen über Fragen! Wie dysfunktional ist das deutsche Rechtssystem, wenn trotz hundertfachen Nutztiergemetzels irgendein verwirrter Naturschutzonkel am grünen Tisch den basislogischen Beschluss zum Abschuss kippen kann?
Wie abgelenkt ist der deutsche Lebenskompass mittlerweile, dass sich am Abschuss eines zweifelsfrei rüpelhaften Neobiota (mit menschlicher Hilfe eingewanderte Art) über Wochen ein bundesweites Medienspektakel und eine handfeste Gemengelage entzünden kann?
Wie gelang es Goldie hunderte Kilometer durch das norddeutsche Flachland zielstrebig nach Sylt zu wandern, ohne sich ein einziges Mal am reich bestellten Lammbüffet zu bedienen, nur um dann auf Sylt in wenigen Nächten zig Schäfchen in den Schakalhimmel zu befördern?
Hat sich Goldie auf der langen Fahrt im Kofferraum gelöst? Mehrfach?
Und wie wurde Goldie wohl beseitigt? Seebestattung bei Sonnenuntergang? Rustikale Kamineinäscherung zwischen Fischgrätklinker und Delfter Fliesenspiegel? Oder ganz im Sinne des Triple-S: schießen, schweigen, schaufeln? Diese Fragen werden uns noch Jahre des nachts aufschrecken lassen.
Vielleicht betrachten wir das Ganze einfach als einen psychotischen Schub mit dem Schakalabschuss als Surrogatereignis. Denn beim Thema Einwanderung hat Deutschland ohnehin kognitive Dissonanzen und Geschmacksverirrungen. Von daher irgendwie auch ein diagnostischer Vorfall, dieser Schakalzirkus.
Einzig tröstlich, dass Goldie diesen irdischen Bürokratiewahnsinn höchstwahrscheinlich gar nicht mehr miterleben musste.
Schakal hin, Realität her. In jedem Falle zeigt sich der Sommer zur Mittsommernachtszeit von seiner besten Seite und die Insel ist wieder einmal die carissima terra der Epikureer in der DACH-Region. Genuss unausweichlich.
Rückwärts nimmer, vorwärts immer!
Sylt oder Sansibar – Hauptsache Urlaub!