Von Wertschätzung und Dankbarkeit
Es mag schon mehrere Jahre her sein, dass ich unter dem blühenden Kirschbaum im Garten des Kapitänshauses saß und den Brief an meine Mutter schrieb. Sie war gestorben in einem Mai als ein doppelter Regenbogen über dem Haus stand. Oft denke ich an sie, mit kritischen, lustigen und dankbaren Erinnerungen. Mehr als eine Stelle habe ich ihr gewidmet in unserem Buch »Childhood«, das ich gemeinsam mit der Psychotherapeutin Christine Klaubert auf der Insel schrieb. »Nicht alle von uns sind Mütter, aber wir alle haben oder hatten eine Mutter. Sie ist der Mensch der ersten Minute, mit dem wir uns ein Leben lang auseinandersetzen (müssen)«, beginnt ein Kapitel. Sie ist in den Krieg hineingeboren. Eine tiefsitzende Angst prägte sie ihr Leben lang, und ich als Kleine neben ihr fühlte mich schon früh verantwortlich, sie an die Hand zu nehmen, um sie in das Reich meiner Fantasie zu entführen.

Gewiss finden sich hier meine Anfänge, die mich später zu der Kunstgeschichte zogen und weiter in die Mode hinein. Meine Mutter war stolz auf mich, was ich alles so konnte und stemmte. Gern wäre sie ein wenig wie ich gewesen, aber traute sich nicht. Was hatten wir Kinder von Kriegskindern doch ganz andere Möglichkeiten. Ob wir sie auch gut genutzt haben? Der Weg zurück in meine frühen Erinnerungen begann vor mehr als einem Jahr, als Christine mich fragte, ob wir »Freundinnen werden wollen«. Wenig später schrieben wir Seite für Seite, sie in ihrem Haus in Braderup, ich am Schreibtisch in Kampen frühmorgens mit dem Blick in den Garten. Der Großvater, der Tuschkasten, die Ambivalenzen, wir als Puppen-Mütter, die weiblichen Ahnen. Leicht sagt es sich dahin: Ich hatte eine schöne unbeschwerte Kindheit. Aber wie war es wirklich, ich meine ehrlich?! In mir steckte eine gehörige Portion Wut, die formuliert und gewandelt werden musste. Dieser Prozess steckt in meiner kreativen Arbeit und in der gleichnamigen Kollektion »Childhood«, die mit neuen Frühlingsakzenten bei Roma e Toska hängt.
Christine Klaubert und ich laden ein: Freitag, den 9. Mai, um 17 Uhr, zu Roma e Toska, Alte Dorfstraße 2 in Kampen, gegenüber dem Dorfkrug. Wir tauschen uns miteinander aus über unsere Mütter und gleichzeitig geht es um eine unserer Super-Ressourcen: »Wertschätzung und Dankbarkeit«. Beides gar nicht so leicht. Das Buch (€ 49, Sonderedition € 98) ist käuflich zu erwerben, und wir signieren es gern mit einer persönlichen Widmung. Wir freuen uns auf Sie und Euch. Begrenzte Plätze. Voranmeldung unter: 0172/4313905.
Birgit Gräfin Tyszkiewicz