Es könnte alles schlimmer sein. Wirklich. Die Sylter Natur blüht auf, die Lerche tiriliert, und selbst der Wind hat sich entschieden, mal ein paar Minuten die Richtung zu ändern. Wir haben einen neuen Kanzler, der mit einer 1-Billion-Euro-Schulden-Bazooka bewaffnet ist – klingt zwar nach Hyperinflation, ist aber deutsche Fiskalpolitik der »demokratischen Mitte«. Die neue Bürgermeisterin hat das Ruder auf unserer Insel übernommen und auf der Promenade wird mangels Alternativen wie wild beim Sundowner gefeiert bei Bratwurst und Pommes. Und beim Edeka in Keitum gibt’s Holzfällersteak für 4,99 das Kilo – was will man mehr?

Himmelfahrt und Pfingsten stehen vor der Tür, der nächste Badegastansturm ist sicher. Volle Betten coming up. Wenn wir nun die Erwartung auf viele Gäste und das auf über neun Billionen gestiegene Barvermögen der Deutschen – die bürgerliche Konsumbazooka sozusagen – übereinander legen, dann hört sich das für den Kaufmann nach Musik an! Die kommunalen Defizite hingegen erreichen sportliche 24 Milliarden. Vorher waren’s sechs. Kommt vor, nicht weiter tragisch. Werden halt Wohnungsbauzuschüsse und soziale Leistungen zusammengestrichen. Man muss auch Opfer bringen können (für unklare Ziele). Da fragt man sich zuweilen: Wer kann hier besser mit Geld umgehen – der Staat oder der Bürger?
Man könnte es mit der CSU sagen: Eher legt sich der Hund einen Knochenvorrat an, als der Politiker eine Rücklage. Vielleicht ist der gemeine Bürger da einfach näher am Hund. Jedenfalls: der Bürger spart, der Staat gibt aus – und alle treffen sich hoffentlich zum konsumfreudigen Intermezzo an der Nordsee.
Ein voller Ort und pralle Sparbücher: die Zutaten für ein feucht-fröhliches Pfingstfest. Wer braucht schon fiskalische Nachhaltigkeit, wenn der Rosé gut gekühlt ist? Austern und Champagner voraus – so lange es noch Holzfällersteaks für unter fünf Euro gibt, ist die Welt vielleicht doch nicht ganz aus den Fugen.
In diesem Sinne: Grill an, Kopf aus, Schampus rein, Portemonnaie auf – es könnte alles schlimmer sein.
Rückwärts nimmer, vorwärts immer!
Sylt oder Sansibar – Hauptsache Urlaub!
Die Redaktion weist darauf hin, dass es eine Leser-Kolumne (Satire) ist und der Inhalt die Ansicht des Einsenders wiedergibt.