Roma e Toska

Bitte einmal drehen.

In schwierigen Zeiten darf man ruhig in die Zitatenkiste der Philosophie greifen. Wir sind an der Küste, sturmerprobt, da passt kein Geringerer als Aristoteles: »Wir können den Wind nicht ändern, aber die Segel anders setzen.« Darin übe ich mich die letzten Monate, Wochen und Tage, die ständig neuen Raum bieten für Klagen und Jammern. Und »jetzt ist einfach der Pabst tot«, schrieb ein Freund. Die Regierenden der Welt samt Hochadel trafen sich einträchtig vor dem Petersplatz. Fotografen, man diskutierte über den richtigen Dresscode, warum Trump blau und nicht schwarz. Hat Melania noch Augen oder sind es nur noch böse Sehschlitze, der freundliche Prinz William und der unermüdliche Selenskij in Sachen Frieden. »Ein Mensch« betitelte die Presse ihre Nachrufe auf das 266. Oberhaupt der katholischen Weltkirche. Was selbstverständlich sein sollte, wird anscheinend zur Ausnahme: »Human being Human«. Wir haben daraus ein T-Shirt gemacht, ein Ladenhüter, die Botschaft wurde nicht verstanden. Also kombiniere ich neu: das Meer, der Sturm, die Segel. Wie komme ich durch, wenn es um mich herum tösend schäumt? Ich verändere die Blickrichtung, schaue auf das, was mich erfreut: Das Grün im Frühling, die Weite von Blau, ein gutes Essen, Geselligkeit, wenn sich Freundschaft als echte Freundschaft anfühlt, die Nachricht von »Nummer 51? Never!«, Canadas Wahlslogan und Wahlsieg. Und dann wird es plötzlich warm um mich. Die Segel sind anders gesetzt und geben mir neue Schubkraft. So könnte es gehen. 

Letztens beobachtete ich im Restaurant drei Herren am Nachbartisch. Der eine hätte Eheprobleme, erfuhr ich nebenbei. Heftig redeten die beiden anderen auf ihn ein, der Arme, ausgesetzt dem Sturm der Besserwissenden. Was sie ihm wohl alles vorschlugen, dass es genug Frauen gäbe, man schnappt sie sich einfach weg an der Bar oder wo auch immer. Irgendwann stand ich auf und steckte ihm einen Zettel zu: »Was die Kerle für einen Quatsch reden!«. Gewiss dachten sie grinsend, es wäre meine Telefonnummer. Vielleicht sollte er am Strand spazieren gehen und auf die Wellen schauen, wie der Wind die Oberfläche kräuselt oder wie er sie gar auftürmt zu Bergen. Wie kann man die Segel anders setzen, um sich, die Crew und das Hab-und-Gut zu retten?

Wer noch mehr wissen will, der besucht mich einfach. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz