Roma e Toska

OSTERN IN MY MIND

Hinter mir liegen intensive Tage, in denen ich das Zuhören neu entdeckt habe, nicht, dass ich es nicht könnte, ich liebe es zuzuhören, aber diesmal ging es um ein Zuhören von innen nach außen. Die Augen geöffnet für ein kindliches Begreifen am Karfreitag und in der Osternacht, mal in der ersten, mal in der zweiten Reihe in der Kirche von St. Serverin in Keitum. 

Vorne neben dem Altar dreht sich der »Bogenschütze« der Hamburger Künstlerin Nele Budelmann. Die Kerzen, unser Atmen, unsere Wärme geben die Schwingungen für die sanfte Bewegung, die meinen Blick magisch anzieht. Es geht um das Gewand. Gespickt ist die Predigt von Pastorin Susanne Zingel von Wissen und Ausflügen. Sie berichtet von den Söldnern, die das Tuch von Jesus zerteilen und um das Gewand würfeln. Ein Geschäft, ein Spiel, das Leid und Tod verhöhnt.

Die Passionsgeschichte wird vorgelesen mit dem Judas Kuss, dem Verrat von Petrus, Verhör, Dornenkrone. Pontius Pilatus, der das Volk bat, diesen Mann freizulassen. »Ecce Homo – Sehet, was für ein Mensch.« Es klingt so aktuell in unserer Zeit, die die Unschuldigen und Unbeugsamen niedertrampeln will. Und nun überschreibt es den Tod von Papst Franziskus.

Die Glocken läuten in der Samstagnacht. Verstohlen schaue ich mich im Kirchenschiff um, alle halten Kerzen in der Hand, ein Lächeln liegt auf den Gesichtern, ob sie gläubig sind oder nur hier sitzen, weil Ostern ist. Auferstehung und Neubeginn, durch die Dunkelheit in das Licht. Was für ein Weg, drei Tage und ein Leben lang.

Der Altar wird geöffnet und strahlt mit dem Gold hinter den gotischen Figuren. »Ich sehe Dich« lautet diesmal das Motiv der Predigt, und »Jesus sieht Dich auch«, wie es weiter heißt. Es klingt wie eine Fortsetzung des Gewand-Themas. Gesehen-werden und sich verbunden fühlen! Wir brauchen es, um mutig unsere Stimme zu erheben.

»Ostern in my mind«, wagen wir uns zu zeigen. Es dürstet uns nach rosa, pink, gelb, türkis und hellblau. Lachen wir gemeinsam, haben Spaß. Auch dafür kann Mode ein Garant sein, unsere zweite Haut, die uns den Takt vorgibt, mehr als uns bewusst ist. Es gibt kein Richtig-und-Falsch. Der Wandel ist das Rezept, hier findet das Wort »Gewand«, seinen Ursprung. Die Arbeiten von Nele Budelmann sind noch in St. Severin und bei Roma e Toska im Kapitänshaus zu sehen. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz