Experten bereisten Sylter Westküste
Seit mehr als 50 Jahren werden an der Westküste Sylts jährlich rund eine Million Kubikmeter Sand aufgespült. Im Rahmen einer Strandbereisung mit den Inselgemeinden, dem Umweltministerium (MEKUN) und dem Landschaftszweckverband Sylt legten die Fachleute des Landesbetriebs für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz Schleswig-Holstein (LKN.SH) Aufspülbereiche und Sandmengen für das Jahr 2025 fest. Ein Ergebnis: Es werden neben den Aufspülungen auf den Strand 950.000 Kubikmeter in zwei Vorstrandbereichen verklappt – am seeseitigen Hang des vorgelagerten Sandriffs. Der Startschuss fällt am 15. April in Kampen, von dort geht es weiter Richtung Süden der Insel. Der Sand wird rund acht Kilometer vor Westerland aus bis zu 30 Metern Tiefe von Spezialschiffen, sogenannten Saugbaggern, entnommen. Sie fahren das Sand-Wasser-Gemisch in die Nähe der Küste und spülen das Material durch eine Rohrleitung an den Strand, auf dem es profilgerecht mit Raupen verteilt wird.

Küstenmorphologe Theide Wöffler, LKN.SH-Direktorin Birgit Matelski, Dirk van Riesen (Abteilungsleiter Küstenschutz und Wasserwirtschaft MEKUN) und Manfred Uekermann (Vorsitzender Landschaftszweckverband Sylt) (Foto: SYLTPRESS)
»Geplant ist, dass wir auf einer Länge von rund acht Kilometern Sandaufspülungen am Strand vornehmen werden«, kündigte Birgit Matelski, Direktorin des LKN.SH, an. »Insgesamt bringen wir in acht Bereichen rund eine Million Kubikmeter Sand ein. Zusätzlich werden wir zwei Vorstrandabschnitte mit insgesamt 950.000 Kubikmetern verstärken«, so Matelski auf der rund dreistündigen Bereisung von Hörnum nach List. Mit dabei auch Dirk van Riesen, der sich persönlich ein Bild vom Zustand der Strände machen wollte. Er ist seit dem 1. Januar diesen Jahres neuer Abteilungsleiter Wasserwirtschaft und Küstenschutz im MEKUN. »Die Klimakrise stellt den Küstenschutz vor enorme Herausforderungen. Stürme werden heftiger und häufiger und damit auch die Sturmfluten, die auf unsere Küstenschutzanlagen treffen«, sagte van Riesen. »Für die Insel Sylt haben sich die Sandaufspülungen als naturbasierte Küstenschutzmaßnahme bewährt, eine echte Alternative gibt es nicht. Deshalb ist jeder Euro, der in diese Maßnahme fließt, gut investiertes Geld.«
Aufgrund der sehr guten Erfahrungen mit einer mehrjährigen Auftragsvergabe hat sich das Land erneut für diese Vorgehensweise entschieden. Die neue Kampagne hat eine Laufzeit bis 2028. Vorteile einer jährlichen Ausschreibung sind, dass früher mit den erforderlichen Arbeiten begonnen und flexibler auf die Veränderungen durch Sturmfluten im Winter reagiert werden kann. Auftragnehmer ist die dänische Firma Rohde Nielsen, die bereits seit 2003 erfolgreich auf Sylt tätig ist.
In der Sturmflutsaison 2024/25 ist die Flut bislang viermal höher als zwei Meter über dem mittleren Meeresspiegel (NHN) aufgelaufen. Das Sturmtief »Ursula« sorgte am 23. August vergangenen Jahres mit 2,42 Metern über NHN für den höchsten Pegelstand in einem Sommermonat seit 1923 (laut Literatur plus 3,17m). Bei der Flut vom 7. Januar (Sturmtief »Bernd«) wurde mit 2,92 Metern über NHN der bislang höchste Werte der zurückliegenden Sturmflutsaison erreicht. Die Folge waren Vordünenabbrüche und deutliche Strandhöhenverluste auf einer Länge von mehr als neun Kilometern. Betroffen davon sind insbesondere Bereiche südlich von Rantum, Dikjen Deel, Westerland, zwischen Wenningstedt und Kampen sowie Klappholttal. An der Ostseite der Odde sind weiterhin Ausräumungen des Strandes und Abbrüche an den Dünen festzustellen.
Um einen ausreichenden Schutz der Randdünen zu gewährleisten, sind im südlichen Teil der Insel in diesem Jahr drei Strandaufspülungen und eine Vorstrandaufspülung (Puan Klent/700.000 Kubikmeter) vorgesehen. »Das ist eine Maßnahme, die langfristig den dahinter liegenden Strand stabilisieren soll«, sagt Birgit Matelski. Drei weitere der insgesamt zehn Aufspülbereiche sind in der Inselmitte (Westerland/Wenningstedt) geplant.
Insgesamt sind in acht Strandabschnitten zwischen Hörnum und List Sandaufspülungen mit einem Volumen von rund einer Million Kubikmeter angedacht. Neben Puan Klent soll auch vor Westerland erneut Sand in den Vorstrand gespült werden (250.000 Kubikmeter). Im Vorstand von Puan Klent liegen größtenteils Erosionsbereiche vor, durch die ein verstärkter Energieeintrag auf den dortigen Strandabschnitt bewirkt wird. »Mit der Verklappung wird daher die Funktion des natürlichen Sandriffs als vorgelagerter Wellenbrecher wieder verbessert«, sagt Theide Wöffler, Küstenmorphologe des LKN.SH. »So erfolgt eine kontinuierliche Versorgung der Strände mit Sand, die sich in der Folgezeit stabilisieren können.«