Roma e Toska

Meine Biikebrennen Gedanken

Wenn einer von dem anderen abschreibt, dann muss nicht auch ich noch in dieser Kolumne ausbreiten, was Biikebrennen bedeutet. Ich kann dafür meine eigenen Gedanken spinnen, meinen eigenen Winter austreiben und ausräumen. Für das Geschäft von Roma e Toska ist das einfach: In diesen Tagen gibt es alles mit großen Rabatten, teilweise nur noch 10% von dem ursprünglichen Preis. Dabei sind es exklusive Modelle mit Geschichten, die ihre Zeitlosigkeit besitzen.

Und das andere? Ich meine diese dunkle Kälte in uns, den Trübsinn von Januar und Februar, wie bekommen wir den aus uns heraus. Damals machten sich die Seefahrer bereit, um auf Walfang zu gehen. Und die Frauen setzten Feuer, um sie zu geleiten und gleichzeitig zu markieren, dass sie nun wieder auf sich gestellt waren. Sie kehrten aus der Lethargie der vergangenen Monate ins Handeln zurück. Diesen Satz meine ich durchaus metaphorisch, übertragen auf unsere Zeit. Ich stellte mir vor, wie die Menschen hier oben im Norden aufgeregt die Abreise am Petri-Tag vorbereiteten, die Kapitäne und Matrosen und ihre Familien. Beschäftigt, euphorisch und sicherlich auch heimlich beklommen. Was mag die Zukunft bringen? Wird der geliebte Mann zurückkehren? Wird die Ernte gelingen? So ist das mit dem Aufbruch und dem Wandel, eine heftige Mixtur von Emotionen.

Mit Freude hänge ich meine Modelle an die Stange, die Röcke, Blusen, Blazer und Seidentücher. In ihnen stecken lebhaft meine Ideen. Nun dürfen sie gehen und andere Frauen zieren, für wenig Geld, beinahe wie ein »Geschenk«, nach dem Motto: Spinnt Ihr den Faden weiter, den ich aufgegriffen habe mit meiner Mode.

Das Neue entwickelt sich langsam, im Stillen, nachdenklich angesichts des aggressiven Getöses um mich herum. Wir leben in keiner einfachen Welt. Das Ungewisse hängt wabernd wie Nebelschwaben über uns und dem Meer, wie ein böser Geist, den die Friesen mit dem Biikebrennen vertreiben wollten. Machen wir es ihnen nach, zündeln wir die Fackeln, segeln wir los oder bestellen wir die Felder. Und wenn darüber neue Zweckgemeinschaften und neuen Liebschaften entstehen, dann passt das auch ins historische Bild. 

Letztens las ich von Paul Hawken (*1946), US-amerikanischer Klimaaktivist, Bestseller-Autor, der in Bosten makrobiotische Philosophie studierte: Wenn wir das Leben in den Mittelpunkt unseres Handels stellen, dann ist alles gewonnen. Was für eine bestechend einfache Formel. Ich finde, sie passt perfekt zu Biikebrennen. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz