»Auf die Pommes fertig los«

Spannweite bis zu 1 Meter 70 cm. Schwerer leuchtender Schnabel. Ikonischer Scherenschnitt. Den Habitatanforderungen nach zur Urteilen ein reiner Asket. Knallhart zu sich selbst, wie auch zu den Badegästen und ihren lukullischen Habseligkeiten. Zumeist majestätisch in der Luft schwebend, über den irdischen Dingen thronend. Man könnte sich zu nachstehender These versteigen: Was dem Amerikaner sein Weisskopfseeadler als Wappentier, ist dem Sylter seine Möwe. 

Na gut. Lassen wir das pathetische Gefasel. Zugegebenermaßen ist sie zuweilen gar nicht so majestätisch. Vielmehr polarisiert die gemeine Möwe ziemlich und zieht in aller Regelmäßigkeit den blanken Hass der Insulaner und ihrer Gäste auf sich, wenn sie in der einen Sekunde das Eis und/ oder die Pommes in einem unbeschwert unachtsamen Moment eines zumeist ahnungslosen Passanten mit einem Geiersturzflug aus kurzer Distanz aus der Hand angelt und in der nächsten Sekunde (manchmal sogar noch im Abflug! Alles schon vorgekommen! Nichts ist hier undenkbar!) einen weißlich-anthrazit-gesprenkelten-gelblichen Schiss in flüssig-sämiger und in der Hauptsache in durchaus kohärenter Konsistenz mit tödlicher Präzision auf Kopf und Schulter (unter dem macht sie es nicht!) feuert.

Rein wissenschaftlich betrachtet zeugt dieser Vorgang von höchster Flug- und Laxationsfertigkeit. Eine absolute Effizienzmaschine. Rein menschlich betrachtet ist es allerdings eher so ziemlich das Hinterhältigste und Widerlichste, was sich die norddeutsche Fauna für uns hätte ausdenken können. Wunder der Schöpfung und so.

Aber wie dem auch sei. Eines ist klar. Wenn man die besten Pommes an einem Ort nahe der Küste ausfindig machen möchte, sollte man den Möwenindex beherzigen: je mehr Möwen in der Luft, desto schmackhafter die Pommes.

 Rückwärts nimmer, vorwärts immer!

Sylt oder Sansibar – Hauptsache Urlaub!

Die Redaktion weist darauf hin, dass es eine Leser-Kolumne (Satire) ist und der Inhalt die Ansicht des Einsenders wiedergibt.