Völlig überraschend für einen Dezemberabend peitschte ein stürmischer Wind den blanken Hans auf und die Open-Air-Partys ab. Daher gab es auch in (Trocken-) Fleisch gewordener Gewohnheit der einstigen Top-Tourismusdestination Sylt keinen Plan-B. Wozu auch? »Die paar Jungen und Junggebliebenen, die sich noch freiwillig auf die Insel quälen, werden wir auch noch los«, hörte man hinter vorgehaltener Hand aus den gemeindlichen Tourismusbüros.
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Nicht, dass eine wilde Feierei und Sauferei das einzig Erstrebenswerte sein sollten und die Krönung des touristischen Angebots darstellen. Allerdings erinnern die Mantren der inseleigenen Werber, dass das Image von Sylt nicht in Gefahr sei und es keinen Grund zur Sorge gäbe, mittlerweile eher wie Pfeifen im Walde. Das Mittelmaß ersetzt zunehmend das aus den Immobilienprospekten bekannte »Sylter Maß«. Die Strahlkraft hat bös gelitten. Die Insel braucht dringend Nachschub und Futter für den eigenen Mythos, lässt sich ein Statement des Markenforschers Prof. Dr. Arnd Zschiesche gegenüber der dpa zusammenfassen. Die hochattraktiven Events und die Lebensfreude, die Menschen aus dem ganzen Land anziehen und die Promidichte gewährleisten, sterben aus.
Das Gleichgewicht der Gästestruktur läuft Gefahr in noch stärkere Schieflage zu geraten. Für Familien, insbesondere abseits des Strandwetters, macht die Insel fast nichts mehr. Junge Menschen finden immer weniger Grund nach Sylt zu reisen, auf die Insel der Greise in spe. Den Mittelalten streckt die Insel zunehmend den Mittelfinger aus, durch steigende Zweitwohnungssteuer und neue Bebauungspläne ohne Existenzrecht für Zweitwohnungen.
Man möchte einen lauten Weckruf über die Insel jagen und daran erinnern, wer und was die Insel berühmt und stark gemacht hat, woher der Wohlstand gekommen ist.
Aber vermutlich sind große Teile der politischen Entscheidungsträger schon zu satt oder bereits zu weit entfernt von der Erinnerung an den wirtschaftlichen Aufstieg der Insel. Denn dieser ist durch harte Arbeit und Innovationsfreude möglich geworden.
Für 2025: Klarmachen zum Entern! Die Jungen und die, die noch Bock haben etwas zu bewegen, müssen sich einbringen in die Politik und die Verbände, wenn sie etwas verändern wollen, wenn sie die Grundlage für den verblassenden Wohlstand der Insel neu legen möchten.
Rückwärts nimmer, vorwärts immer!
Sylt oder Sansibar – Hauptsache Urlaub!
Die Redaktion weist darauf hin, dass es eine Leser-Kolumne ist und der Inhalt die Ansicht des Einsenders wiedergibt.