2024!
Wie jedes Jahr schreibe ich einen Rückblick auf die besonderen Ereignisse, die Veränderungen, die Kollektion (en), was emotional los war. Dann gehe ich die Fotos in meinem Handy durch, viele sind es, und plötzlich scheinen sich die Monate auszudehnen. Was, das war auch in 2024? Höre ich mich leise murmeln. Das äußere Geschehen hat uns mächtig hin und her gerüttelt. Täglich erreichten uns die Nachrichten aus der ganzen Welt, wann immer wir den Button dafür drücken. Info-Demic nennt man dieses Überangebot, dem wir uns nur entziehen können, wenn wir diesen verdammten Knopf nicht drücken. Haben wir das geschafft, dann ist dieses 2024 vielleicht gar kein so schlechtes Jahr.
»Mensch, werde wesentlich«, so höre ich eine Freundin zitieren, während wir am Strand spazieren gehen. Da ist das Meer mit tanzenden Schaumkronen, der Himmel mit seinen tiefhängenden Wolken. Was war in diesem Jahr bedeutsam? Jeder kann die Übung machen, es aufzuschreiben. Meine Tochter Toska schwärmt von 2024, erst in Warschau bei ihrer Großtante, der Künstlerin Hanka Rachowicz, dann Master in Philosophie an der Sorbonne in Paris, Arbeit an ihrer ersten Ausstellung in Berlin… Wir sitzen am Tisch und sind beeindruckt, verdrehen amüsiert die Augen. Roma antwortet in ihrer trockenen Art: 2024 ist kein schlechtes Jahr, aber man brauchte »Cojones« für die richtigen Entscheidungen. Recht hat sie. Was habe ich im stillen Kämmerlein mit mir gerungen: Welcher Weg ist der richtige? Wo muss ich loslassen und gar laut protestierend meine Stimme erheben. Dabei fällt mir plötzlich so viel Schönes ein, das das Wort »schwieriges« Jahr in ein positiv »herausforderndes« verwandelt: Die 2-Sterne-Events mit Johannes King, als es um das Kulinarische und das Kulturhistorische ging. Im Garten mit Christie’s, im Gespräch mit Sotheby’s, die Dienstag-Salons in Hamburg, jede Woche ein neuer Talkgast. Wir werden es auch im neuen Jahr fortführen. Die Kollektion Childhood, die mich zurück in die beseelte Welt der Fantasie führte. Seit Februar schrieben wir zu zweit unsere facettenreichen Erinnerungen auf, lasen sie uns an den Sonntagen vor. Daraus ist ein Buch entstanden, auch das gehört als kleines »Wunder« in 2024. (Lesung am 4.1.2025, um 16:00 Uhr)
Fängt man erst einmal an, sich zu besinnen, kommt ein Geschehen nach dem anderen hervor: Die Strandkorb-Begegnungen gehören unbedingt in dieses Jahr, genauso wie diese Kolumnen, immer in letzter Minute geschrieben, kurz vor Drucklegung. Wie viele Menschen ich in diesem Jahr umarmt habe. Wir haben gemeinsam gelacht, und wir haben gemeinsam geweint. So ist das Leben, es will gefühlt werden. Und dafür war 2024 ein wichtiges Jahr! Frohes Neues!
Birgit Gräfin Tyszkiewicz