Neujahrsausstellungen in der Galerie Herold

Neuerwerbungen von Nolde bis Schult
und Künstlerinnen der Moderne

Zum Jahreswechsel ist es fast schon Pflicht für das kunstaffine Sylter Publikum, die neuen Ausstellungen in der Galerie Herold im Braderuper Weg 4 in Kampen zu besuchen. Schon längst zum Hotspot der Klassischen Moderne und Zeitgenössischen Kunst auf Sylt avanciert, präsentiert Familie Herold nicht nur exklusive Neuerwerbungen von unter anderem Edvard Munch, August Macke, Emil Nolde, Franz Nölken, César Klein, Johannes Geccelli und Daniel Hörner, sondern auch die Ausstellung »Vision & Widerstand«. 

Alexandra Povòrina, »Abstrakte Komposition«, 1933. Öl/Karton. 37 x 46 cm, L. u. sign. und dat. A. Povòrina 33

Darin wird die künstlerische Praxis von Künstlerinnen entfaltet, die gegen die strengen Grenzen ihrer Zeit ankämpften und mit unerschütterlicher Entschlossenheit neue Wege der Ausdruckskraft erschufen. In der Moderne – einem Zeitalter des Umbruchs und der Revolutionen – eroberten sie nicht nur die Leinwand, sondern auch das Recht, ihre eigenen Visionen zu leben und zu teilen. Ihre Werke durchbrachen Konventionen, formten neue Narrative und wagten es, das Frauenbild zu hinterfragen und neu zu definieren.

Paula Modersohn-Becker (1876-1907), mit ihren intensiven Porträts und ihrem ungeschönten Blick auf das Worpsweder Landleben, führte den Akt der Selbstermächtigung ins Bild. »Die Landschaft, die Bäume, der Boden, das alles ist für mich eine ewige Quelle der Freude. Es gibt nichts Einfacheres und gleichzeitig nichts Wichtigeres als das, was direkt vor meinen Augen liegt«, so die Künstlerin in einem Brief an Clara Westhoff, 1901. Anita Rée (1885-1933) setzte sich für eine künstlerische Freiheit ein, die in ihrer Wahrhaftigkeit und Poesie nicht nur  gesellschaftliche Konventionen sprengte, sondern auch die eigene Identität radikal neu verstand. 

Diese Pionierinnen sind nicht nur Ausdruck ihrer Zeit, sondern entwerfen mit ihren Bildern ein Erbe, das bis in die Gegenwart reicht. Heute, 150 Jahre später, treten zeitgenössische Künstlerinnen in diesen Dialog, verweisen auf diese Wurzeln und erweitern die Dimensionen von Widerstand und Vision, in einer Welt, in der künstlerische Freiheit weiterhin mit Kämpfen verbunden ist. Die Werke von Anne Berthelot (geb. 1939), Gosia Machon (geb. 1979) und weiteren spannenden Positionen sind als mutige Gesten des Widerstands gegen Vereinheitlichung zu verstehen – und als Visionen, die immer noch den Raum der Möglichkeiten erweitern.

Beide Ausstellungen können bis zum 7. Januar 2025 täglich ab 11 Uhr im Braderuper Weg 4 besucht werden.