Leute von Sylt/Jahresrückblick

Auf jeder mittelguten Firmentoilette findet man zumeist mit Tesa befestigte Ausdrucke: »Ein Blick zurück hat noch niemandem geschadet.« So oder so ähnlich fühlt man sich doch, wenn man (noch mit beiden Gummistiefeln in der Altjahresjauche stehend) den Blick zurück wagen möchte. Erst nach einer adäquaten Anzahl an Gläsern und einem kaleidoskopischen Blick durch den Whiskyschwenker fühlt man sich bereit für den Jahresrückblick.

Über allen Ereignissen stehen die Pattexkanzler. Aus Berlin und aus Sylt. Den Sylter konnte man anfangs gar nicht schnell genug loswerden. Und heute möchte man das Abwahlverfahren und bizarren Abgang nur noch aus dem Kopf löschen, sich schämen und bei Oma auf den Arm.

Der Beschluss zum Amtsmodell hingegen scheint wirkungsvoll reinzuhauen. Aus allen Ecken kommen Bewerbungen für das Bürgermeisteramt. Kreispräsident, Kneipier und Pferdemädchen stehen schon in den Startlöchern. Mir fehlt eigentlich nur noch die Robbe Willi aus dem Hörnumer Hafenbecken, die hat auch Unterhaltungswert.

Wer noch immer nicht wach ist, der erinnert sich an die »Goldene Bohne«. Darunter versteht man den Kaffee, der in Niebüll an die Pendler verkauft bzw. seit diesem Jahr mit Gold aufgewogen wird…

Alle die noch geistig fahrtüchtig sind, radeln in Gedanken durch die Fernsicht-Schikane, wo sich die neu geplanten Radwege in Westerland und Wenningstedt lediglich um wenige Schaltjahre nördlicher Breite verfehlen…

Apropos: Wenn man nicht weiß, wo man hin möchte, kommt man irgendwann im Zustand der Westerländer Promenade und Innenstadt raus. Das ist nämlich derart von gestern dort, dass nun die Anfrage aus dem Freilichtmuseum Molfsee vorliegen soll, ob man die Promenade nicht Stein für Stein abbauen und dort wieder aufbauen könnte – als eine denkmalgeschützte Kulisse für den Tourismus von vorgestern.

Die Kraft reicht nur noch für ein Sylter Kuriosum: dem Ferienwohnungs-Voodoo. Selbst die Nachricht, dass 85 Prozent der Sylter FeWo-Betten illegal sind, reicht der Politik noch nicht. Bis heute haben weder Bürgermeister, Bürgervorsteher noch andere Inselpolitiker Herz und Hirn so weitgehend synchronisiert, als dass diese ein öffentliches Bekenntnis zum Erhalt der Ferienwohnungen als Lebensgrundlage über die Lippen gebracht hätten.

Für 2025 gucken wir uns von der Zukunftszunft der Untertagekumpel das Motto ab: Glück auf!

Rückwärts nimmer, vorwärts immer! 

Sylt oder Sansibar – Hauptsache Urlaub!

Die Redaktion weist darauf hin, dass es eine Leser-Kolumne ist und der Inhalt die Ansicht des Einsenders wiedergibt.