Zahlreiche Stipendiaten und Projektpartner feierten zusammen 20 Jahre Sylt Foundation.
Großartiger Festakt, grandiose Party
und eindrucksvolle Nacht der Literatur
Klassentreffen? Die Feier einer sehr großen Großfamilie? Irgendwie war es beides. Und noch so viel mehr! Am vergangenen Wochenende feierte die Literaturwissenschaftlerin und Kuratorin Indra Wussow in der Sylt Quelle den 20. Gründungstag ihrer Sylt Foundation. Mit einem Festakt, einer Party, der langen Nacht der Literatur und mit ganz viel »Weißt du noch?«, »Lange nicht gesehen«, »Was machst du gerade?« … Rund 100 Stipendiaten und Projektpartner waren ihrer Einladung gefolgt. Einige hatten Kunstwerke, andere ihre Bücher und 21 von ihnen einen maximal sechs Minuten langen Text mitgebracht.
Beim Festakt am Freitag stellte Kreispräsident und Feuerwehrmann Frank Zahel die Frage, wer löscht eigentlich, wenn es bei Kunst und Kultur brennt? Antwort: Menschen wie Indra Wussow und ihre Sylt Foundation, die Künstler und Wissenschaftler fördert, vernetzt und Stipendiaten aus aller Welt einen Rückzugsort und Arbeitsplatz in den ehemaligen Betriebswohnungen der Sylt Quelle anbietet. Dass die Stiftung beispielsweise auch Kunstunterricht für Kinder in Uganda, einen African Writer Award, Projekte in Myanmar oder Indonesien ermöglicht, wurde einigen Besuchern wohl erst bewusst, als Glückwunschvideos aus diesen Ländern über die Leinwand flimmerten. Eine kurze Antwort auf die Frage »Was macht die Sylt Foundation gerade?« kann nur »viel« lauten.
Nach dem offiziellen Teil war Zeit für Musik der »Slinkin Old Hippie Blues Band«, ein bisschen Tanz und noch mehr »Was machst du gerade?«. Das Interesse, sich auszutauschen war hörbar groß. Wie war noch das Motto der Stiftung? »Connecting artists around the world« (verbindet Künstler rund um den Globus). Und der Ort, an dem diese Verbindungen seit 20 Jahren immer wieder starten, liegt tatsächlich auf dem, wie Zahel es in seinem Grußwort sagte, »kleinen Sandhaufen im Norden Deutschlands«. Wenn man in Venezuela oder Weissrussland schon mal von Sylt gehört hat, liegt das wahrscheinlich an den Fäden, die die Sylt Foundation spannt.
Das wurde auch während der Nacht der Literatur deutlich: 21 mit der Stiftung verbundene Autorinnen und Autoren, darunter viele Inselschreiber-Stipendiaten, lasen Texte mit Sylt- oder Wasserbezug: Ein Pantomime, der »die Friedrichstraße ein- und die Touristen ausnehmen« wollte. Eine Dichterin, die es nach ihrer Zeit auf Sylt nach Brasilien verschlug. Ein polnischer Lyriker, dessen Verse dort enden, »wo das Meer vom Anfang sinkt«. Mittendrin in den vier, kurzweilig von Ulrich Janetzki und Thorsten Dönges (Literarisches Colloquium Berlin) moderierten Lese-Blöcken: Maike Wetzel. Sie war 2004 eine der ersten Autorinnen an der Quelle. Ihr mitgebrachter Text beschreibt einen Vogelschwarm, eine Million Stare, die es gemeinsam fast schaffen, die Sonne zu verdecken. Denn »gemeinsam sind sie größer als allein« und »Es hat etwas Kraftvolles, wenn viele sich zusammen tun.“»