Interview mit Ronald Benck und Oliver Densch

»Von Lister Sonnenuntergängen
und viel Lebensqualität«

Blühende Heide umragt weiße Dünen und im Hafen schaukeln Fischkutter auf den Wellen. List ist im wahrsten Sinne das Hoch im Norden. Anja Henning (AH) hat kürzlich mit  Ronald Benck (RB), Bürgermeister von List, und  Oliver Densch (OD), Projektentwickler, ein Interview über die Entwicklung Lists, Bauprojekte und vieles mehr geführt.

Am nördlichsten Ort der Insel Sylt steht ein anspruchsvolles Neubauobjekt in wunderbarer Strandlage und mit einem vielversprechenden Namen – Newport Sylt. Er spiegelt die selbstverständliche, maritime Lässigkeit der Sylter wider. Den aktiven, aber stressfreien Lebensstil, den man sich automatisch zu eigen macht, wenn man mit Weitblick auf Wasser und Strand aufwacht und den Tag am Meer verbringt.

AH: Herr Benck, Sie sind Bürgermeister von List in Ihrer dritten Amtszeit. Was hat Sie motiviert, dieses Amt zu übernehmen?
RB: Ich habe das große Glück, hier auf der Insel geboren zu werden. Da wächst man mit der Liebe zu diesem Ort auf. Bürgermeister zu sein, bietet mir die Möglichkeit, aktiv zur Entwicklung beizutragen – wie der Neubau der Feuerwehrwache oder der Erhalt des charmanten Dorflebens.

AH: Stichwort Feuerwehrwache – das klingt nach einem großen Projekt für eine so kleine Gemeinde.
RB: Absolut! Die Anschaffung neuer Großfahrzeuge und der Bau einer modernen Wache waren kostspielig, aber unerlässlich. Ohne eine schlagkräftige Feuerwehr sind wir hier auf der Insel aufgeschmissen. Und ja, es hat einiges an Netzwerken und Spenden erfordert. Da hilft es, wenn man Leute kennt, die ein Herz für List und das nötige Kleingeld haben! Es hat mich gefreut, wie viele sich für die gute Sache ins Zeug gelegt haben.

AH: Das zeigt, dass sie ein nahbarer Bürgermeister sind, der mit Menschen das Gespräch sucht und offensichtlich etwas richtig macht!
RB: Ich bewege mich in der Menge und knüpfe Kontakte. Manche Herausforderungen und Aufgaben kann man nicht als Schreibtischtäter lösen.

AH: Apropos Herausforderungen: Sie sagten List musste sich neu erfinden, nachdem die Bundeswehr als größter Arbeitgeber abgezogen ist. Wie ist das gelungen?
RB: Das war eine gewaltige Aufgabe. Wir mussten uns komplett neu aufstellen. Von einer Militärbasis hin zu einem attraktiven Touristenort – das hat viel Planung und Engagement erfordert. Aber es hat sich gelohnt. List ist heute nicht nur für Touristen, sondern auch für die Einheimischen ein liebenswerter Ort geblieben.

AH: Woran denken Sie als erstes, wenn Sie an List denken?
RB: List ist natürlich meine Heimat, zum anderen hat es die längsten und vielfältigsten Strände der Insel. Die Dünen, der Himmel sind immer magisch. Brandung an der rauen Westseite, ruhiges Wasser am Ellenbogen. Man kann Trubel und Gastronomie am Hauptstrand an der Weststrandhalle haben, oder ein paar hundert Meter weiter totale Ruhe am Ellenbogen. Es ist ein gutes Miteinander und jeder kann tun und lassen, wozu er Lust hat und jeder findet seinen Lieblingsplatz. Wir sind tolerant.

AH: Verraten Sie uns Ihren Lieblingsplatz?
RB: Im Sommer sitze ich jeden Abend am Weststrand und genieße die schönsten Sonnenuntergänge der Insel. Jeder ist anders – manchmal hat man das Gefühl, der Himmel macht eine kleine Show nur für uns.

AH: Gibt es eine gute Dorfgemeinschaft? Wie sind die Menschen die hier leben?
RB: Wir haben ein intaktes Dorfleben. Man kann sich aufeinander verlassen und man hilft sich immer. Man fühlt sich behütet.

AH: Oli, seit wann bist Du ein Sylter Jung? Du bist schon lange auf der Insel unterwegs jetzt auch beruflich.
OD: Ein Sylter Jung bin ich eigentlich, seitdem ich denken kann. Als Kinder verbrachten wir regelmäßig unsere Sommerurlaube am Ellenbogen und Kampener Strand. Meine Eltern mieteten Wohnungen oder Häusern und irgendwann erfüllten sie sich den Traum einer kleinen eigenen Immobilie.

AH: Sylt ist für viele eine Liebe fürs Leben. Was ist der Unterschied zwischen früher und heute für dich?
OD: Früher haben wir natürlich gefeiert und das Nachtleben in Westerland oder der Whiskystraße erlebt. Das waren tolle Zeiten. Heute sind es die Natur, die kilometerlangen Strände, der Wind, die Nordsee. Sylt beginnt eigentlich schon, wenn man auf dem Autozug steht. Die Menschen hier sind echt, trocken und herzlich, das findet man nicht mehr so oft. Das trägt zur Würze der Insel bei. Ich habe zwei Söhne und sehe immer wieder, wie gerne sie hier sind. Es ist eine generationsübergreifende Insel, die seinen Reiz nie verliert.

AH: Wie könnte man die Klientel beschreiben, die es nach List zieht und kann man sich List noch leisten?
RB: Das ist saisonal unterschiedlich. Hier ist immer etwas los und egal zu welcher Jahreszeit – es ist immer schön. Und ja: Man kann sich List noch leisten. Es hängt natürlich von den Ansprüchen ab. Wenn man kein alleinstehendes Friesenhaus mit Garten sucht, dann gibt es hier geförderten Wohnraum und freifinanzierte Mieten haben wir auch ab 14 Euro pro Quadratmeter. Das ist nicht überzogen. Die Medien vermitteln da ein falsches Bild. Luxus ist überall teuer.

AH: Olli, Du bist mit zwei nachhaltigen und architektonisch besonderen Neubau Objekten in List unterwegs, die mit einem sehr cleveren Rundum-Sorglos-Paket eine neue Ära beschreiten. Was hat es damit auf sich und warum List?
OD: List ist ein Standort, der Entwicklungspotential hat. Durch die Ansiedlung von großen Hotelprojekten, hat sich in den letzten Jahren viel getan. Auch optisch ist dieser Teil der Insel attraktiv und lebendig geworden. List hat durch die direkte Nähe zur vielseitigen Natur eine besondere Magie und wir konnten zwei wunderbare Baugrundstücke für unsere Objekte in der Hafenstraße und der Alten Dorfstraße gewinnen. Wir haben auf Mehrparteien Häuser mit jeweils 16 Wohneinheiten gesetzt. Diese haben wir mit der Firma Bornhold sozusagen löffelfertig auf höchstem Niveau ausgestattet. Einrichtung, Holzböden, Kamine, Geschirr, Bettwäsche, Handtücher, Kaffeemaschine bis hin zum Teelöffel alles ist schon da. Man kann also praktisch mit einer Tasche einziehen und der Traum beginnt.

AH: Also Urlaub von Minute eins an. Wie steht es mit der Maintenance? Gibt es Hausmeister, Gärtner, Menschen die sich z.B. auch um eine mögliche Vermietung der Immobilie kümmern?
OD: Das Handling von solchen Ferienimmobilien ist ein ganz wesentliches. Wir setzten auf ein Modell, dass wir schon im »The Toni« in Westerland erfolgreich installiert haben. Hier übernimmt das Hotel Stadt Hamburg Vertrieb und Vermarktung. Gleiches planen wir für List mit einem größeren Hotel. Die Eigentümer können dann auf den Full-Service-Ansatz des Hotels zurückgreifen, dort den Wellness Bereich nutzen, frühstücken, das Reinigungspersonal und den Concierge Service nutzen. Das Wichtigste: durch die vollumfängliche Nutzung der Hotel-Buchungssysteme erhält man Marktsichtbarkeit. Das ist ein unschlagbarer Nutzen.

AH: Herr Benck, wie beeinflussen solche Projekte die Entwicklung von List und wie sieht es mit Wohnraum für Einheimische aus – auch Personalwohnungen? 

RB: List hat sich in den letzten Jahren enorm entwickelt. Wir haben jetzt durch das ehemalige Marineareal das Glück, in erheblichem Umfang auch modernen Wohnraum auch für Personal zu schaffen. Auch das Personal hat heute zu Recht andere Ansprüche als früher. 

AH: Wie sehen Sie die Entwicklung des Standortes generell?
RB: Wir sehen eine gute Prognose für die Ortsentwicklung, denn wir sind weitestgehend autark und haben alles, was man braucht. Zwei Tankstellen und die meisten Elektro-Tanksäulen der Insel, eine Mall, Friseur, Gastronomie für jeden Geldbeutel, Menschen, den Lanser Hof für exklusives Wellness und die schönsten Strände der   Insel. Außerdem kann man bequem mit der Fähre an- und abreisen. Ein Vorteil in der Hochsaison und ein Erlebnis.

AH: Eine Frage an beide: Wie wichg ist die Nachhaltigkeit neuer Projekte – gerade auf einer Insel wie Sylt wird Umweltschutz doch großgeschrieben, oder?
OD: Absolut! Nachhaltigkeit spielt eine zentrale Rolle bei unseren Bauvorhaben. Wir arbeiten eng mit Partnern zusammen, die sich auf umweltfreundliche Bauweisen spezialisiert haben. Im Newport-Projekt setzen wir auf moderne, energieeffiziente Lösungen. 
RD: Heute sind unsere Strände und das Meer sauberer als vor 50 Jahren. Wir haben keine Terpentinflaschen mit Lappen mehr vor den Häusern stehen, die wir für die Ölflecken an Schuhen und Füßen nach dem Strand brauchten. Wir haben bereits einen neuen Deich und umfangreiche Küstenschutzmaßnahmen eingeführt. Die Inselbewohner haben seit jeher im Einklang mit der Natur gelebt. Meine Familie ist auch Listland-Eigentümer und hat vor über 100 Jahren schon Teile des Landes an den Naturschutz abgegeben. Da gab es noch keine Aktivisten.

AH: Es wird viel über den steigenden Meeresspiegel gesprochen. Ihre Meinung?
RB: Es ist entscheidend, dass wir diese Balance wahren, ohne den Fortschritt zu bremsen. Wir sehen den nächsten 200 Jahren gelassen entgegen, wie vom LKN errechnet und inhaltlich geprüft. Gegen Jahrhundertereignisse wie Sturm Anatol kann man sich trotzdem nicht vorbereiten.

AH: Wie steht die Gemeinde List zum Thema Vermietung von Eigentum und Wohnraumpolitik?
RB: Das Thema Ferienwohnungen ist auf Sylt immer ein großes Diskussionsthema. Es gibt strenge Reglementierungen, um sicherzustellen, dass ausreichend Dauerwohnraum zur Verfügung steht. Projekte wie Newport, die eine Mischung aus Dauer- und Ferienwohnungen bieten, sind ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es ist entscheidend, dass wir nicht nur für Touristen, sondern auch für unsere Einheimischen Wohnraum schaffen.
OD: Wir haben bei der Baugenehmigung von »Newport« und »Alte Wache« klare Auflagen diesbezüglich bekommen, die wir auch einhalten. D.h. wir werden Dauerbewohner ansiedeln und den Rest in die Vermarktung geben. Was die Vermietung angeht, ist die Buchungstendenz viel kurzfristiger geworden. Man plant nicht mehr Monate voraus, sondern richtet sich nach der Wetter-App. Somit ist Spontanität auch Zeitgeist.

AH: Herr Benck, gibt es eine Tradition, die Sie ganz besonders lieben?
RB: Wir Sylter treiben uns gerne am Ellenbogen rum. Mit Freunden oder Gästen gehen wir bei Niedrigwasser dort ins Watt und holen uns Austern. Die säubern und öffnen wir und essen sie naturbelassen oder gegrillt. Das ist für alle ein Riesenerlebnis

AH: Oli, hast du eine besondere Erinnerung?
OD: Früher haben wir am Ellenbogen kleine Granatsplitter und alte Kriegsmunition gesammelt. Das war natürlich von den Eltern verboten, hat aber einen Riesenspass gemacht. Heute ist nichts mehr davon da.

AH: Wo wäre Ihr zweitliebster Standort auf der Insel, Herr Benck?
RB: Es gibt nur List für mich!