Der Wintermond

»Alle Kinder sind Künstler. Das Problem ist, ein Künstler zu bleiben, wenn man erwachsen ist.« (Pablo Picasso)

Diesen Spruch habe ich als Leitmotiv für meine aktuelle Kollektion CHILDHOOD gewählt. Entstanden ist eine Trilogie mit den Illustrationen der Exil-Russin Iya Voinich, Bäume mit Augen, eine Lichtung, fahles Mondlicht. Dann schnippelte ich mir die Rudbecki Blume zurecht, um an die Trennung von Mensch und Natur zu erinnern, die sich spätestens im 17. Jahrhundert zementierte. Und nun fügen wir alle Gedanken zusammen, indem wir die Kinder ihre Welt malen lassen.

Vor einer Weile schickte ich einer Grundschullehrerin aus Kronberg bei Frankfurt ein paar Stoffreste. Mit dem »Abfall« nach dem Zuschnitt ließ sie ihre Schüler und Schülerinnen malen, basteln und sich inspirieren. Ich erhielt erste Fotos davon und war absolut begeistert. »Ob wir daraus nicht Stoffe machen könnten«, fragte ich sie. So entstand die kleine Kooperation, das dritte Kapitel von CHILDHOOD. Es beginnt mit dem »Wintermond«, wieder sind es Bäume mit Augen, eine weiße Mondkugel sowie die gelben Sterne auf schwarzem Himmel. Unten laufen orangefarbene Wesen entlang, und auf den Ästen sitzen kleine rot, gelb, blaue Monsterchen.

Wie gewohnt nahm ich meine Schere, um aus der Fotokopie einen Entwurf für den endlos Stoff-Rapport zu schneiden. Der Mond wurde vervielfacht, wie ein Schneeball sieht er jetzt aus. Die Linien zwischen grünem Gras und dunkler Nacht wurden durchlässig. Der neue Stoff besitzt eine besondere Kraft und eine fröhliche Ausstrahlung, wie sie nur Kinder mit leichter Hand erschaffen. Das Dunkel ist ihnen vertraut, warm und belebt mit all den Sternen. Es gehört in diese Welt.

Macht doch einmal das Experiment und fühlt Euch in die Zeit als Ihr fünf wart oder sechs oder acht. Habt Ihr Kinder oder Enkelkinder, schaut Euch deren Zeichnungen an und wie sähen Eure aus? Ihr werdet feststellen, plötzlich wird alles um uns herum größer und weiter, beginnt sich die Natur zu beleben. Ähnliches finde ich in den Keramiken von ARDMORE aus Südafrika, die wir exklusiv im Kapitänshaus zeigen. Die Zebras, die um die Ecke schauen, die Ratte, wie sie den Käse knabbert, … auch sie besitzen etwas Beseeltes und erzählen aus dem Reich der Fantasie. 

Am Mittwoch, den 30. Oktober, 18 – 20 Uhr, findet bei Roma e Toska der nächste Talk mit Sternekoch Johannes King statt: Die Kulturgeschichte des Portweins samt Tasting und Snacks, € 49. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de oder 0172-4313905. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz