Das AWI freut sich auf viele Interessierte zum Tag der offenen Tür in der Hafenstraße 43 in List. (Foto: Kerstin Rolfes)
100 Jahre Wattenmeerforschung in List auf Sylt
Vor genau einem Jahrhundert nahm Deutschlands nördlichste Forschungseinrichtung auf der Nordseeinsel ihre Arbeit auf. Was 1924 mit einer kleinen Feldstation für Austern begann, entwickelte sich zu einem modernen und voll ausgestatteten Forschungsstandort, der seit 1998 Teil des Alfred-Wegener-Instituts ist. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums lädt das AWI am Sonnabend, den 7. September, von 14 bis 19 Uhr, zum Tag der offenen Tür ein. Gäste und Sylter*innen erwartet ein vielfältiges Programm unter anderem mit Kinderrallye, Vorträgen und Führungen.
AWI-Wattenmeerstation Sylt feiert Jubiläum
List. In Deutschlands nördlichster Gemeinde liegt auch die nördlichste Forschungseinrichtung auf deutschem Boden – und das bereits seit genau 100 Jahren. Denn mitten in den »Goldenen Zwanzigern« wurde 1924 in List ein kleines Zweiglaboratorium der Biologischen Anstalt Helgoland (BAH) gegründet. Die damalige Aufgabe der neuen BAH-Forschungsfiliale auf Sylt war die Untersuchung der Austernbänke sowie die künstliche Austernzucht.
1998 wurde die Biologische Anstalt Helgoland – und damit auch die Forschungsstation auf der Insel – in die Stiftung Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) integriert. Heute arbeiten rund 45 Wissenschaftler*innen sowie wissenschaftsunterstützendes Personal an der AWI-Wattenmeerstation Sylt. Hinzu kommen zahlreiche Gastforschende aus aller Welt, die hier eine ideale Ausgangsbasis für Wissenschaft auf See, im Watt oder in den Stationslaboren finden. Pro Jahr besuchen zudem bis zu 400 Studierende verschiedenster Universitäten das Institut, um hier in Kursen ihre Kenntnisse über das einzigartige und bedrohte Ökosystem Wattenmeer zu vertiefen. Was 1924 mit ein paar angemieteten Räumen begann, hat sich 100 Jahre später zu einem voll ausgestatteten Forschungsstandort des AWI entwickelt. So verfügt die Wattenmeerstation heute über ein großes und 2008 modernisiertes Institutsgebäude mit verschiedensten Laboren, Probenaufbereitungs- und Hälterungsräumen, Thermokonstanträumen mit Durchflussaquarien, Seminarräumen und einer Bibliothek. Zur Station gehören auch zwei Gästehäuser für Gastforschende und ein eigenes Forschungsschiff, die mit modernster ozeanografischer Messtechnik ausgestattete und dem Umweltzeichen »Blauer Engel für Schiffsdesign« ausgezeichnete Mya II.
An der Station ist die AWI-Sektion »Ökologie der Küsten« angesiedelt. Der Forschungsfokus liegt auf der heimischen Nordsee und dem Ökosystem Wattenmeer, die sich im Zuge der globalen Erwärmung rasant verändern. Das Sylter Forschungsteam beschäftigt sich beispielsweise mit der Entwicklung von Salzmarschen und Seegraswiesen sowie der Küstenhydrographie und -geologie. Die Reaktionen des sensiblen Lebensraums Nordsee zeigen sich bereits deutlich in den wichtigen Lister Langzeitbeobachtungen wie dem monatlichen Fischmonitoring in der Sylt-Rømø-Bucht und der schon seit dem Jahr 1973 lückenlos und zweimal wöchentlich durchgeführten Messdatenzeitreihe »Sylt Roads«. Die zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels auf Nordsee und Wattenmeer werden seit 2021 in einer Experimentieranlage mit großen, 1800 Liter fassenden Seewassertanks – sogenannten Mesokosmen – simuliert und untersucht. Zukunftsprognosen werden in List auch mit dem eigens für den Bereich Küste geschaffenen Computermodell FESOM-C erstellt.
Am Sonnabend, den 7. September, feiert die AWI-Wattenmeerstation Sylt 100-jähriges Jubiläum: Von 14 bis 19 Uhr ist jeder herzlich eingeladen, das vielfältige Programm zum Experimentieren und Mikroskopieren, Forschen und Entdecken, Ansehen und Zuhören, Fragen und Mitmachen zu erleben. Neben Kinderrallye, Malen, Spielen und Schminken werden Vorträge und Führungen angeboten. Auch kann man Labore, Kurs- und Technikräume der AWI-Wattenmeerstation, das Außengelände und das Forschungsschiff MYA II im Hafen List besuchen. Für das leibliche Wohl sorgen Kaffee, Kuchen, frische Waffeln, kalte Getränke und Würstchen vom Grill.