Das Experiment mit der Verlockung
Wer fühlt sich nicht als Multi-Tasker, ist überzeugt, gleich mehrere Dinge auf einmal zu können. Die Reihe von Vorlieben und Plänen ist schier endlos. Ach, hätte der Tag nur ein paar Stunden mehr. Machen wir ein Experiment und schreiben eine Liste von 25 der wichtigsten »Verlockungen«, die wir gerne realisieren möchten. Dann geben wir ihnen Nummern nach Prioritäten. Dabei gehen wir notgedrungen davon aus, dass unser Leben endlich ist, auch wenn der Blick bis weit über den horizontalen Tellerrand hinausgeht. Wie heißt es bei Robert Frost: »Two Roads diverged in a yellow wood. // And sorry, I could not travel both …« Und dabei sind es nur zwei (!) Wege.
Die Liste ist fertig, zufrieden wie erschöpft lehnen wir uns zurück. Vielleicht seufzen wir heimlich, wie das alles nur zu bewältigen sei. Realistisch gesehen, gleicht der Inhalt auf dem Blatt Papier einer Herkulesaufgabe: 25 Pläne, so groß wie wir sie nur denken können.
Nun kommt die Lösung, die von einem Genie stammen könnte: Streicht 20 Vorhaben und konzentriert Euch auf die verbleibenden Top Five. So könnte es gelingen, unser Leben erfüllter zu machen. Urplötzlich entdecken wir den Genuss im Verzicht mit der »Freude, etwas zu verpassen«. (Oliver Burkeman) Es gefällt mir, einfach mal die Dinge umzudrehen, den Druck rauszunehmen und die Konsequenzen der eigenen Entscheidung wohlig zu durchleben. Man könnte ein Stück von sich selbst zurückgewinnen.
Ich genieße es, für mich allein über die Wiesen zu schlendern, unter dem Arm zwei Taschen, die man Secondhand bei uns kaufen kann. Verführerisch sehen sie aus, diese Luxus-Objekte, die ihr besonderes Eigenleben besitzen, weit entfernt von schnöder »Must-have-Ware«.
Und wer sich fragt, was ich da Schönes trage: Der Rock ist von Courrèges aus Paris, die Bluse ist die Childhood-Butterfly von mir entworfen, und die Jacke ist ein Ausnahmestück von Yves Saint Laurent aus den frühen 70er Jahren, als Yves Saint Laurent gerade »Rive Gauche« wurde. Gibt es alles bei Roma e Toska im Kapitänshaus in Kampen.
Am Freitag, den 6. September 2024, ab ca. 17.30 Uhr lade ich Euch ein, hinter den Vorhang der Geschichte zu schauen. Meine Freundin Angela Hartwig hat ein Buch über ihre Urgroßmutter geschrieben. Per Zufall entdeckte sie diese außergewöhnliche Frau, die versuchte, das Weltgeschehen am Anfang des 20. Jahrhunderts mitzugestalten. Wir unterhalten uns über die Recherchen und ihr Leben. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de
Birgit Gräfin Tyszkiewicz