Roma e Toska

Der Salon

Der Salon ist eine Erfindung der Frauen. Wir gehen ein paar Jahrhunderte zurück und landen irgendwo um 1600 in Frankreich. Da selbst die Damen der Aristokratie keinen Zugang zu Bildung und zu den Universitäten hatten, mussten sie sich ihre eigenen Wege suchen. Und so luden sie die klügsten männlichen Köpfe der Zeit in ihre „Zimmer = Salons“ und ließen sie erzählen.

Dabei lernten die Herren wie nebenbei, sich gut zu benehmen und die Frauen zu respektieren. Die Salon-Idee ist aus der kulturellen Historie nicht wegzudenken. Ich habe sie für mich im 21. Jahrhundert neu belebt. Jeden Dienstag laden wir in unser Geschäft in der Poolstrasse 30 in Hamburg-Neustadt einen besonderen Gast ein. Es ist kein Vortrag, keine Lesung, sondern ein Gespräch, das meist ungeahnte Wege nimmt. Ich habe neben mir schon versierte Persönlichkeiten gehabt, Männer wie Frauen, die auf großen Bühnen stehen, und doch waren sie in dieser Privatheit ein wenig nervös. Ich musste dann schmunzeln und raunte ihnen zu: keine Sorgen, wir möchten nur ein Stückchen Ehrlichkeit von Dir.

Und so geschah es: ob die Schauspieler Peter Lohmeyer und Sandra Quadflieg, die Präsidentin der International Women’s Coffee Alliance, der Krisenmanager Carsten Maltzahn, Stefanie Busold von Sotheby‘s oder die Botschafterin Ana Peña Doig aus Peru. Jede Woche, seit mehr als zwei Jahren, immer mit einer ganz eigenen Atmosphäre. So etwas prägt und inspiriert, öffnet den Horizont und bringt mich zum Nachdenken.

Warum schreibe ich davon in dieser kleinen Kolumne? Es geht um das Erzählen und Zuhören, den Austausch für Wesentliches. Es bildet unsere Gesellschaft im Großen wie auch im Kleinen. Keiner bekommt den Raum, seine Dogmen abzuliefern, kein Mansplaining, keine Rechthaberei. Stattdessen ein wertschätzender Kreis von Zuhörer*innen, die Talkgäste sowie ich als neugierige Gesprächspartnerin.

Wir werden dieses Format auch im Kapitänshaus in Kampen fortsetzen bzw. haben es schon getan mit kleinen Events in der Vergangenheit, bei denen alle eng zusammenrückten, mit der Atmosphäre der „Kajüte“ zwischen meinen Kollektionen und all den schönen Dingen, die es dort gibt. Ab-und-an wird Johannes King mit seinem Austernfahrrad vorbeischauen und servieren in unserem altmodischen Garten, in dem für die Disteln und Gänseblümchen Platz gelassen ist.

Ich werde es rechtzeitig an dieser Stelle oder in meinem Blog ankündigen. Wer nicht so lange warten will, schaut vorher schon vorbei. Ich bin da, höre zu und berichte, vielleicht von dem KI-Experten, der diese Woche unser Gast ist, oder einfach nur von dem, was ich am besten kann: Mode machen, die erzählt. Birgit Gräfin Tyszkiewicz