Roma e Toska

Himmelfahrt, Vatertag und Muttertag

Als Designerin versuche ich in die Zeit hineinzuhorchen, um Trends zu erspüren. Wohin driftet unsere Gesellschaft? 100 Jahre Surrealismus, Filme, Bücher, einfach alles. Was sind die Themen? Dafür gibt es sogar Agenturen, Institute, Forschungsabteilungen. Für die Mode gehört Li Edelkoort zu einer der Wichtigen. Sie und ich haben oft ähnliche Erkenntnisse und verblüffende Übereinstimmungen. Sie spricht von »The Great Disruption«, der großen Veränderung, die über Schönheit, Handwerk, alte Traditionen in ihrer beängstigenden Dimension aufgefangen werden kann. Ich setze dem noch etwas hinzu: die Beschäftigung mit der Kindheit. »Childhood« habe ich meine Kollektion genannt und tauche ein, in meine frühe Vergangenheit, in der die Bäume mit mir sprachen, das Gras der Wiesen flüsterte, mit schimmernden Käfern und bunten Schmetterlingen, Muscheln in der Hand, die etwas zu erzählen hatten. 

Spannend, was für Schätze ich dabei hebe und nicht nur ich, sondern auch die neuen Trägerinnen der Blusen, Westen oder Schals: »SIE (die Bluse) ist so gelungen und entführt mich in die Kindheit mit all den Fantasien und Träumen«, schrieb mir eine Kundin. Es ist doch beruhigend, wenn Mode mehr sein kann als ein beliebiges Stück zum Anziehen. 

CHILDHOOD hat auch etwas mit den Vätern und Müttern zu tun, dieser in den Krieg hinein geborenen Generation, die uns Babyboomern mit ihren stummen Ängsten aufwachsen lehrten. Letztens saß ich mit einer Freundin zusammen, wir sind gleich alt und haben tapfer die Sechzig geknackt. Sie trägt die neue Bluse und ich trage die neue Bluse und gemeinsam erzählen wir uns von unseren Eltern, die gerne so unbeschwert hätten lachen wollen. Ich umkreise sie und verzeihe viel. Meinen Vater und meine Mutter hat keiner an die Hand genommen, um sie durch ein Märchenland zu führen mit verwunschenen Blumen und Pilzen, Einhörnern und Meerjungfrauen. 

Täglich schreibe ich einen Blog über Mode, Kunst, Literatur und was mich sonst so umtreibt. Im letzten Jahr gab es einen »Muttertagsbrief« an meine Töchter. Vielleicht widme ich ihn dieses Jahr meiner Mutter und erkläre ihr meine geheime Traumwelt, durch die ich hindurchspazierte als in noch ein kleines Kind war.

Ich freue mich auf Sie und Euch in meinem Roma e Toska Kapitänshaus in Kampen mit all den schönen Dingen: Schmuck und Tischkultur, Vintage und Secondhand, Delfter Kachel-Muster und eine Kollektion, die ganz viel zu erzählen hat. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz