Die Monster des Winters austreiben
Verjagen wir den Winter, verabschieden wir uns von der grauen Nebel-Suppe, die schon seit Wochen über der Insel hängt. Und dann? Warten wir auf Sonne und Wärme, auf Ostern und die Saison … Hört sich nicht schlecht an, aber dieses Jahr wird mehr von uns verlangen als das sehnsuchtsvolle Hoffen auf ein »Alle-Jahre-Wieder«. Die Zeiten haben sich verändert, es sind keine einfachen. Gefragt sind die Optimisten mit wachem Verstand, die nicht aufhören, die Welt zu denken und darüber trotzdem nicht verzweifeln. Wir suchen die Nähe zu den Mutmachern, brauchen eine ehrlich gefühlte Nähe, Seite an Seite, wie die großen Demonstrationen gegen Rechts gerade zeigten.

Und Mode? Was kann die Mode leisten, wenn einem der Sinn ganz anders steht und die Kleiderschränke voll sind? Ist Mode nicht schrecklich eitel und oberflächlich? Fashion is all. Ich kommuniziere darüber, habe mir einen Salon geschaffen, in dem sich Menschen zusammenfinden, denen die Welt nicht egal ist, die Wertschätzung füreinander hegen. In unserem Geschäft in der Poolstraße 30 in Hamburg-Neustadt findet so etwas jeden Dienstag statt, auf Sylt wird es sich über die kommenden Monate ebenfalls etablieren. Wartet ab! Welcher Ort könnte dafür schöner sein als der Roma e Toska Flagship-Store, das Kapitänshaus von 1689, direkt gegenüber dem Dorfkrug.
Aber der Anfang von allem ist die Kollektion. Mit den Mitteln der Mode versuche ich mir die Welt zu erklären, kommende Trends zu erspüren. Die Beschäftigung mit Alexander von Humboldt führte mich zu einer ganzheitlich verstandenen Natur. Es gibt noch letzte Modelle mit den Muschel-Motiven.
Für das Frühjahr/Sommer gehe ich zu einer ganz anderen Ursprünglichkeit: »Childhood«, (Kindheit). Alles besitzt eine Seele, die Bäume und Blumen, die Tiere, der Mond und der See. Es gibt Geister, gute wie böse. Ich tauche ein in meine eigene Vergangenheit als kleines Mädchen, erinnere die Angst vor allem Unsichtbaren, die Märchen der Gebrüder Grimm. Die Recherchen und Gedanken führten mich rund um den Globus in die entlegensten Winkel zu den indigenen Völkern und wieder zurück in das aktuelle Zeitgeschehen. Die »Monster« von früher sind zu Begleitern geworden, oder wie eine Freundin soeben schrieb: »Du magst es glauben oder auch nicht: Sie können keinen Schaden mehr anrichten. In der Psychotherapie nennen wir das ›Schattenarbeit‹«.
Die Illustrationen stammen von der Exil-Russin Iya Voinich, und werden in Italien zu Stoffen verwandelt. Es gibt viel zu erzählen, mit dem ich mich zu den Optimisten zähle. Freue mich auf Sie und Euch!
Birgit Gräfin Tyszkiewicz