Christel und Dietmar Glöckner freuten sich sehr über den Chor-Auftritt aller 138 Schüler*innen der Norddörferschule im Kaamp-Hüs.
Verabschiedung einer außergewöhnlichen Persönlichkeit – Rektorin der Nörddörferschule feierte mit ihrem Kollegium, Schüler*innen, Familie, Freunden und Wegbegleitern
Ru|he|stand – Substantiv, maskulin [der]: Der Zeitpunkt, an dem das Leben erst richtig anfängt; die langersehnten Reisen können nun in die Tat umgesetzt werden; man hat ab sofort mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys; von nun an gilt, nur noch das zu tun, worauf man Lust hat.
Am Montag feierte die Norddörferschule den Einstieg ihrer Rektorin Christel Glöckner in den wohlverdienten Ruhestand. An diesem Vormittag kamen zahlreiche Weggefährten, Freunde, Familienmitglieder Christel Glöckners, die 138 Schüler*innen und ehemalige Schüler*innen im Kaamp-Hüs zusammen, um nicht nur einen außergewöhnlichen und herausragenden Menschen zu verabschieden, sondern ihr Lebenswerk, ihr Engagement und die Liebe zu ihrer Arbeit zu zelebrieren.
»Die Schule ist das, was sie ist, weil du bist, wer du bist«, eröffnete Konrektorin Bianca Rehage das Programm und fand anerkennende und emotionale Worte über die langjährige Direktorin. Bevor Christel Glöckner 2009 an die Nörddörferschule kam, war sie vier Jahre in Hörnum Schulleiterin. 2018 feierte sie 25-jähriges Dienstjubiläum und »hat die Schule in Wenningstedt, die nicht weit von der Schließung entfernt war, zu einer Bildungsstätte gemacht, die heute anbauen muss. Denn im Zuge der freien Schulwahl schicken Sylter*innen ihre Kinder lieber hierher, selbst wenn sie dafür einen längeren Fahrtweg auf sich nehmen müssen. Für Hunderte von kleinen und großen Menschen hast du einen Unterschied gemacht.«
Danach sang der Sylter Shanty-Chor eine kleine Lieder-Auswahl und zusammen mit den Kindern der Norddörferschule einen besonderen Song. Danach kamen Schulrat Thomas Nonn, Schulverbandsvorsitzender und Bürgermeister von Wenningstedt-Braderup Kai Müller, die Elternvertretung der Norddörferschule und Pastor Rainer Chinnow zu Wort und bedankten sich für das Talent, die Hingabe und die Leidenschaft von Christel Glöckner in ihrem Beruf. »Sie hat die Kinder stets dazu ermutigt, ihr Bestes zu geben und nach den Sternen zu greifen. Danke für dein unermüdliches Engagement, denn du hast nicht nur eine Schule geleitet, sondern viele Leben beeinflusst und geändert«, so Schulrat Thomas Nonn. Highlight nicht nur für alle Anwesenden, sondern vor allem für Christel Glöckner war der Auftritt der 138 Schüler*innen, die als Chor verschiedene Medleys vortrugen. Auch ihr Ehemann, Dietmar Glöckner, ließ es sich nicht nehmen, über seine Frau zu sprechen. Abgerundet wurde das Programm durch den Überraschungsakt des Kollegiums: Verkleidet als ihre Rektorin, präsentierten sie ein selbstgeschriebenes Lied über Christel Glöckners Zeit an der Schule und den Ruhestand. Da blieb natürlich kein Auge vor Lachen trocken. Dann schloss Bianca Rehage den offiziellen Teil der Feier ab: »Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, die Norddörferschule in deinem Spirit weiterzuführen und wünschen dir für alle neuen Abenteuer und Erfahrungen nur das Beste.«
Erfolge und Errungenschaften als Rektorin
Die Liste der Veränderungen und Fortschritte in ihrer Zeit an der Norddörferschule ist beeindruckend und lang: »Als ich hier angefangen habe, gab es ganz konventionelle Klassenräume mit frontaler Sitzordnung, die Flure waren braun angestrichen, es gab keine Sitzecke, alles war rückschrittlich und in die Jahre gekommen. Dank des Schulverbandes hatte ich bei allem freie Hand«, erklärt Christel Glöckner. Nach dem Motto »Eine Schule mit Herz und Anspruch« wurde ein neues Konzept erstellt. Der Unterricht findet bei offenen Türen statt, es wird größter Wert auf die Beziehungsebene mit den Kindern gelegt und Gespräche auf Augenhöhe geführt. »Sie können uns vertrauen und wissen, dass sie Fehler machen dürfen, frei sind und angenommen werden, so wie sie sind. Trotzdem sind wir Autoritätspersonen, es gibt natürlich Regeln. Es geht hier nicht nur ums Spielen, Verständnis und Umarmungen, sondern die Kinder bekommen in den Fächern eine Bildung. Sodass sie beste Voraussetzungen für eine gute, ihren Fähigkeiten entsprechende, weiterführende Schule haben.«
Der erfahrenen Pädagogin mit großem Herz, Begeisterung und einer ansteckenden Fröhlichkeit war es immer wichtig, dass der Lebensraum Schule für die Kleinen ein eigener Bereich ist, eben wie ein Kinderzimmer, mal unaufgeräumt, bunt, spaßig, dass sie sich sicher und wohlfühlen. So kam Farbe und neues Mobiliar in die Räume, Rückzugsecken und ein neuer Spielplatz wurden gestaltet, Kreidetafeln wurden abgeschafft und im Rahmen der medialen Entwicklung zogen interaktive Whiteboards ein. In den vergangenen 14 Jahren waren sie deutsche Schachschule, »Haus der kleinen Forscher« und Schule für digitale Medien.
Darüber hinaus hat sie unter anderem Einschlungs-, Verabschiedungs- und Weihnachtsfeiern eingeführt, die jetzt entweder im Kaamp-Hüs oder im kursaal3 stattfinden – mit tollem Programm aus Tanz und Gesang. »Ich habe den Kinder-Shanty-Chor in Hörnum gegründet und in der Nörddörferschule weitergeführt. Damit bereichern wir die Seniorenfeiern in List, Kampen und Wenningstedt. Auch dürfen wir mit dem Sylter Shanty-Chor die Saison am 1. Mai in der Musikmuschel eröffnen. Die erzielten Spenden gehen jedes Jahr an UNICEF.« Dabei sind alle 138 Schulkinder von Klasse 1 bis 4 Teil des Chors. Als Dankeschön an die Dritt- und Viertklässler für ihre regelmäßigen Auftritte nimmt der Chor seit 2015 an 6K UNITED teil – eine musikalische Bewegung vom Klassenzimmer auf die große Bühne in Hamburg. Die Proben für das Konzert im Juni laufen bereits auf Hochtouren.
Auf die Liste der Neueinführungen gehören auch das Logo, »Fit & Stark« als Unterrichtsfach, Deeskalationstrainings und ganz wichtig – das pädagogische Konzept der Offenen Ganztagsschule (OGS). Dabei ist jeder Klasse ein Erzieher zugeordnet, der im Unterricht dabei ist und in der Nachmittagsbetreuung für eine liebevolle Umgebung sorgt. »Erwähnenswert ist auch die Top-Arbeit von Hausmeister Peter Spiegel, der immer einen super Job gemacht und die Schule in Schuss gehalten hat. Und die Elternvertreter, die zum Gelingen eines für die Kinder abwechslungsreichen Schullebens erheblich beigetragen haben. Feste und Feiern, Förderverein, Aquariumspflege, Organisation der Deeskalationstrainings usw.«
In den vergangenen vier Jahren wurde sie von ihrem Mann Dietmar mit einen Lehrauftrag im Unterricht unterstützt. »Wir sind seit 52 Jahren zusammen und feiern im November Goldene Hochzeit. Unsere Zusammenarbeit war großartig und ich habe jede Minute genossen. Ich liebe diese Schule, ich liebe meine Arbeit. Zwar fällt es mir sehr schwer zu gehen, aber jetzt möchte ich mehr Zeit mit meinem Mann verbringen. Wir sind leidenschaftliche Wohnmobilfahrer, unser Ziel ist es, die drei Missionsreisen von Paulus nachzufahren – Station für Station. Auch planen wir, unsere Familie in Hessen und NRW ganz oft zu besuchen«, so Christel Glöckner.
»Ich wünsche mir für die Schule, dass sie mit der Zeit geht, sie offen und transparent zu den Eltern und der Außenwelt bleibt. Aber auch, dass die Beziehungsebene zwischen Lehrern und Kindern so bleibt und die Kleinen weiterhin gerne zur Schule gehen, sich liebevoll aufgenommen und verstanden fühlen. Und ein etwas modernisiertes Schulgebäude.«