Roma e Toska

Ein Leben mit Kunst

Stellen wir uns einmal vor, es gäbe keine Kunst. Unsere Wände wären kahl, in den Galerien stünden nur ein paar unmotivierte Blumensträuße, keine Vernissagen, keine Museen und Ausstellungen, die wir sonst auf unseren Städtetouren besuchen. Leonard hätte trotzdem den Hubschrauber erfunden, aber keine Mona Lisa. Tizian wäre ein erfolgreicher Kaufmann, mehr nicht. Vermeer würde versonnen aus dem Fenster schauen, aber keiner nimmt davon Notiz. Wir hätten keine Stadtansichten eines Canaletto oder Kreidefelsen von Caspar David Friedrich. Kein Mönch würde auf das Meer schauen, und kein Künstler mit einem Wolf die Nacht verbringen. Es gäbe keine Hände von Dürer und keine Kerze von Gerhard Richter. Jeder kann in seiner Erinnerung stöbern, was ihm und ihr alles noch fehlen würde, gäbe es keine Kunst. Ich für meinen Teil würde Wesentliches vermissen, das meine Seele berührt, meine Sinne erregt, mein Herz erfüllt. Ein Leben ohne Kunst, wäre für mich nicht vorstellbar. 

An meinen Wänden hängen Bilder. Statt eines Autos kaufte ich mir im Studium eine Skulptur von C.O Paeffgen, dann stotterte ich eine frühe Arbeit von Franz Erhard Walter ab, es hat mehr als ein Jahr gedauert (nun hängt sie in einem Museum). Ich kaufte eine »Denkbox« von Josef Beuys, eine Neonarbeit von Maurzio Nannucci, eine Grafik von Louise Bourgeois. Von manchem musste ich mich trennen, wenn das Geld fehlte, hängte Neues auf. Ich saß vor Cy Twomblys zwölteiligem Werk »Lepanto« und weinte, verliere mich regelmäßig bei Tizians »Noli me Tangere« in Träumen und schaue jeden Morgen auf das kleine Bild von Claudia Rößger mit der Frau, die durch den Alltag tanzt. 

Ich schätze sie sehr, diese Künstlerin aus Leipzig, die bei Arno Rink in der Meisterklasse war, auf dem Cover des ART-Magazins, mit diversen Einzel- und Gruppenausstellungen. Sie hat mich wieder für die Malerei begeistert mit ihrem forschenden Pinselstrich, der in die Geschichte und das Seelenleben von uns Menschen und insbesondere uns Frauen führt. Still und nachdenklich ist ihr Werk. Sie gehört zu der Riege von Künstlerinnen, die nach vorne streben und die der Kunstmarkt gerade für sich entdeckt.

Am Freitag, den 25. August, kommt Claudia Rößger zu uns nach Sylt. Sie ist mein Talkgast an dem Abend, ab ca. 17.30 Uhr, und Sie sind herzlich eingeladen. Voranmeldung unter: birgit@rometoska.de. Ihre Arbeiten sind bei Roma e Toska im Kapitänshaus zu sehen. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz