Roma e Toska

Spieglein, Spieglein an der Wand

Für wen machen wir uns hübsch, ziehen uns etwas Besonderes an, laufen zum Friseur oder schauen besorgt morgens früh in den Spiegel, ob über Nacht ein paar hässliche Falten hinzugekommen sind? Die Frage ist nicht neu und bestimmt die Rolle der Geschlechter über die Jahrhunderte, befeuert die Modeindustrie, die Beauty-Unternehmen, Schönheitsinstitute, ach, ich weiß nicht wen alles, auf jeden Fall uns selbst. Ich mache mich attraktiv für: meinen Mann, meine Freunde, meine Freundinnen, meine Töchter, für den Job … Und irgendwann habe ich gelernt: für mich selbst! Letzteres ist der pure Genuss, wenn der Rock um die Beine schwingt, die seidige Bluse im Wind leicht flattert, die Ketten um den Hals klimpern, das Haar gut sitzt, die Haut strahlt und meine Füße in den Slingback-Sandalen über die Straße eilen.

Meine Stimmungen bestimmen meinen Look oder umgekehrt, mein Outfit beflügelt mein Wohlgefühl. Es darf gern ein wenig hin-und-her swingen: That’s Fashion. That’s me! Ich erinnere mich an den pinkfarbenen kurzen Rock mit der Muschelbluse. Geschwind schritt ich in Hamburg die Straße entlang auf dem Weg zu einem Termin. Ein Bus hielt, der Fahrer öffnete die Tür und rief mir freundlich zu, ob ich einsteigen möchte. 

Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Er lächelte: »Schade, hätte Sie gern mitgenommen.« Lachend winkte ich ihm entgegen, fühlte mich herrlich jung. (Anmerkung: Ich bin soeben 62 Jahre alt geworden.) Also mache ich mich auch für die Straße schön, für die Menschen um mich herum, die sich freuen, wenn jemand erfrischend anders vorbeigeht, mit trendigen Farben, ein wenig dressy, ein wenig kokett, anstatt grau und unsichtbar wortlos einander zu passieren.

Nächsten Sonntag, den 13. August, ist Hinnerk Baumgart als Talkgast bei uns zu Besuch. Gabriele Pochhammer (Partnervermittlung Hammer&Herz) und ich haben den sympathischen schlagfertigen Moderator und Buchautoren zu mir ins Kapitänshaus eingeladen. Es geht um den Mann 50+. Sind die Frauen 60+ ein Match auf Augenhöhe? Eine von vielen Fragen. Spieglein, Spieglein an der Wand. Ich denke, jedem von uns, egal ob Mann oder Frau, tut eine Portion Eitelkeit gut und eine frech dosierte Verliebtheit in uns selbst. Lernen wir uns zeitlos neu zu erfinden. Die Looks dafür kreiere ich, jede Saison mit wechselnden Themen, mit ausgefallenen Stoffen und einer nachhaltig limitierten Produktion, denn jede und jeder will einzigartig sein und soll es auch.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz