Ein Geschäft ist ein Geschäft
Was ein Geschäft ist in heutiger Zeit, darüber zerbrechen sich weltweit die Marketingexperten ihre Köpfe. Ich spreche nicht von dem Business an sich, sondern von dem, was wir früher gemeinhin als »Laden« bezeichneten, dann wurde es die »Boutique«, der »Concept-Store«, den Anglizismen sind keine Grenzen gesetzt, von »Pop-Up« über »Destination«, Event … – Ach, ich bin es müde. Was wir alle wollen, ist klar: verkaufen, nur was und vor allem wie?

Sylt rüstet sich für die High-Season. Die Urlauber aus allen Bundesländern und dem vornehmlich deutschsprachigen Ausland sind auf dem Weg zu einem der schönsten Sehnsuchtsorte Deutschlands. Das Meer ist da, die Strände aufgespült und mit Strandkörben fröhlich gesprenkelt, das Dünengras wiegt sich im Wind, auf der Wattseite grasen pittoresk die Schafe und Rinder, Möwen, Schwärme von Vögeln sowie Schmetterlinge und Bienen, die man in den altmodischen Gärten wie vor unserem Kapitänshaus findet. Eine Idylle! Und in diese fügen wir das »Kauf mich« ein. Dagegen ist nichts zu sagen, ich selbst gehöre zum System, produziere jedes Jahr zwei Kollektionen mit ambitionierten Themen, Made in Germany, mit Stoffen aus den besten Manufakturen Frankreichs und Italien.
Wenn es um Roma e Toska in Kampen geht, dann rede ich ein wenig schnöde von meinem »Laden« und meine dabei meine »Welt«. Als früher mein Label bei Harrods hing oder bei Tsum und Gum in Moskau, da war es nicht so. Sie galten als »Ware«, dicht gedrängt schoben sich Röcke und Bluse aneinander. Wer will schon die Geschichte wissen, Hauptsache es landet aufwendig verpackt in der Einkaufstüte. Vor knapp zehn Jahren machte ich einen Cut, so wie jemand, der sagt, er wolle nur Streichhölzer holen und kommt nicht wieder.
Ich wollte einen »Salon«, so etwas Altmodisches aus dem 19. Jahrhundert, wo sich Menschen trafen, um sich auszutauschen, voneinander zu lernen, sich zu vernetzen, wie man zeitgemäß sagen würde. Ehrgeizig habe ich daran gearbeitet, wie nebenbei geht das Auge spazieren, wird probiert und gekauft. »Erlebnis-Shopping« würden die Marketingstrategen sagen. Es ist Trend. Aber nein, würde ich antworten, es klingt viel zu laut und zu aufgeregt. Mir geht es um eine kultivierte Begegnung, für die meine Mode die Klammer ist. Die Events, die sich über den Sommer verteilen, sind willkommene Anlässe dafür.
Den Auftakt machen maison f. und Ardmore am Sonntag, den 9. Juli, ab 11.30 Uhr. Ralf und Linda werden von den außergewöhnlichen Objekten aus Südfrankreich und Südafrika erzählen. Andrea Tapper, Journalistin und Buchautorin, liest im Strandkorb von dem echten Sansibar »with Love« (12.30 – 13 Uhr).
Birgit Gräfin Tyszkiewicz