Roma e Toska

Wir sind heutzutage schnell mit Superlativen bei der Hand, den Steigerungsformen von »gut«, »schön« und »besonders«. Als würden wir unserem kritischen Urteil nicht trauen, werfen wir das »Einzigartig« inflationär in die Runde. Statt tastend nach Adjektiven zu suchen, lesen wir vorauseilend ein »überaus«, »herausragend« und »außergewöhnlich«. Die Mode schleudert mit »Lieblingsstücken« und »Must haves« nur so um sich, und wenn wir dem Prädikat »Limited« glauben wollen, dann hätten wir die Nachhaltigkeit geschafft: Es gäbe von allem zu wenig.

Ganz so ist es aber nicht, das meiste davon ist pures Marketing oder zeugt von einer gewissen Spracharmut. Üben wir uns ein wenig in der verbalen Wahrhaftigkeit. Der neue Blazer von Roma e Toska ist mein Fallbeispiel: Ein weißer Doppelreiher aus bestickter Baumwolle mit gold-silbernen Knöpfen und dem Delfter Fliesen-Muster aus unserem Kapitänshaus. Die Wandtäfelung dort ist original von 1689. Ergänzt habe ich das Motiv durch die Walfänger-Abbildungen aus dem Friesenmuseum in Keitum. 

Ursprünglich stand das Jackett des Polarforschers Roald Amundson Pate für mein Modell, dann habe ich es modifiziert, dem Revers weichere Rundungen gegeben, der Silhouette eine Taille. Es ist gedacht für uns Frauen, die wir uns die Welt erobern und solch einen Blazer selbstbewusst zu allem tragen, was uns in den Sinn kommt, Hosen kurz oder lang, Röcke eng oder weitschwingend, sowie dem flattrigen Kleid für den Cocktail-Abend. Anlässe wird es wohl genug geben. 

Der Wind dreht in der Nacht von Nordwest auf Ost und streichelt nun versöhnlich über das Gesicht. Ich fotografiere mich im Blazer mit dem Meer im Hintergrund, wo er ebenso »beheimatet« ist wie vor den Delfter Fliesen im Kapitänshaus. Ich denke über einige beschreibende Adjektive nach: er ist wirklich »einzigartig«, denn keiner hat diese Kombination mit dem friesischen Motiv, er sitzt perfekt und schmeichelt mir, begleitet mich jetzt schon auf meinen Wanderungen und in den Abend hinein. Ob er ein »Lieblingsstück« wird, das werden wir sehen, das Potential hätte er dazu. Auf jeden Fall will ich ihn nicht missen. Und dann, das belegen die Zahlen, ist er »limitiert«: 15 Stück in XS, S und M. Einen davon trage ich.

Sehen wir uns im Kapitänshaus vor den Delfter Fliesen? Es gibt noch vieles mehr zu entdecken, für das wir unsere Vokabeln anwenden können: exotisch, raffiniert, schlicht und unverwechselbar. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz