Inseltour mit Ministerin
Dr. Sabine Sütterin-Waack
Was, wenn ein akkurat ausgearbeiteter Tagesplan kurzfristig geändert werden muss, die Themenliste lang, die Diskussionen kontrovers und der Gast Sylt und die Sylter Sorgen noch nie persönlich in Augenschein genommen hat? »Man hat einen Plan B in der Tasche und macht das Beste daraus«, meinte die Gründerin des Sylter Bürgernetzwerks Birte Wieda, froh über den Besuch der Innenministerin von Schleswig-Holstein, Dr. Sabine Sütterin-Waack, in der vergangene Woche.
Birte Wieda, Dr. Sabine Sütterin-Waack, Silke von Bremen und Katrin Thies
Die Themen: Der Sylter Wohnraummangel und mögliche Lösungen, die Überkapazität an Ferienobjekten und Zweitwohnsitzen und die Modelle für mehr Demokratie und eine bessere Sylter Zusammenarbeit. Die Sorgen wurden an diversen Beispielen aufgezeigt und mit Experten und Kommunalpolitikern unterschiedlicher Parteien diskutiert: »Was in der knappen Zeit und angesichts der Themendichte möglich war, haben wir in guter Atmosphäre vermitteln können. Wir haben unsere ›Sylter Briefe‹ überreicht, in denen wir jede einzelne Problemlage, die im Kompetenzbereich des Ministeriums liegt, aufgezeigt und Lösungsansätze skizziert haben. Die Ministerin hat die Dramatik der Lage auf Sylt verstanden. Auch dass etliche Themen direkte Unterstützung vom Land brauchen. Wenn auf unserer Insel Lösungen gefunden werden, dann können diese auch für viele anderen Feriendestinationen im Land, die in ähnlicher Lage sind, eine Hilfe sein«, so Birte Wieda. »Die Ministerin hat versprochen sich der Themen anzunehmen und wiederzukommen. Mehr geht nicht – für die vier Stunden, die wir hatten«, fassen Katrin Thies und Silke von Bremen zusammen.
Unmittelbar nach ihrer Ankunft in Westerland traf sich Dr. Sabine Sütterlin-Waack aus aktuellem Anlass kurzfristig mit der Polizei, um den weiteren Umgang mit den Klima-Aktivsten festzulegen. Der geplante Hörnum-Gipfel auf der Düne an der Hörnumer Grundschule mit den Merrets, dem Bürgermeister Udo Hanrieder, mit Ingo Dehn und Ann Christin Nebel wurde spontan in den Garten von Silke von Bremen verlegt. Die Reisegruppe um die Ministerin betrachtete die Hörnumer Situation zwar nicht live, dafür aber auf einer vorbereiteten Luftbildkarte. Intensiv diskutiert wurde, ob die vier Sylter Kommunen immer wieder Dauerwohnprojekte zulassen sollten, die sich nur durch einen hohen Anteil Ferienwohnungen für die Investoren oder Genossenschaften rentieren. Und wo die Alternativen liegen.
Spätestens bei Station 2 – dem Projekt des Kommunalen Liegenschaftsmanagements der Gemeinde Sylt (KLM) in Tinnum – erlebte die Ministerin, dass es anders geht und dass sich bedarfsgerechte Wohnraum-Angebote, in diesem Fall 36 Haushälften für Sylter Familien, aus eigener Kraft durch die Initiative der Gemeinden schaffen lassen. KLM-Chef Marcus Kopplin wies diverse Beispiele, Modelle und Möglichkeiten auf. Bis dahin war der Ministerin nicht klar, dass auf Sylt gerade der Bedarf an Wohnraum für die mittleren Einkommen ohne Sozialbindung hoch ist. »Innovativ, gut gelöst und vorbildlich – dieses Projekt«, meinte sie später rückblickend in einem Interview im Westerländer Rathaus.
Der Lister Status Quo und die Investorenprojekte (»Lanser Hof«, »Dünen Park«/»Dünen Krone«) wurden anschließend in List vielschichtig diskutiert mit Bürgermeister Ronald Benck, Thomas Diedrichsen (beide CDU), Molly Kiesewein (Grüne) und den »Merrets«. Auch das »Beherbergungskonzept« und die Wege aus der dramatischen Überkapazität an Ferienwohnungen und Zweitwohnsitzen standen auf der Agenda in List. »Was mich begeistert hat, war, dass ich mir ein vielschichtiges Bild machen konnte und mit Akteuren zusammentraf, die durchaus nicht allein die Haltung des Bürgernetzwerks vertraten«, meinte die Ministerin anschließend.
Inselzweckverband, Bündnis, Planungsverband oder Amtsmodell? Bei einem Treffen mit dem stellvertretenden Bürgermeister Carsten Kerkamm wurde mit der Ministerin über die Hindernisse in der insularen Zusammenarbeit gesprochen und über Strukturen, die es ermöglichen könnten, große Themen wie Klima, Verkehr, Wohnraum, Bebauung und Tourismus gemeinsam zu lösen.