Roma e Toska

Die Tage im Mai

Der Mai ist für mich einer der schönsten Monate im Jahr, alles wird plötzlich so intensiv, das Grün der Wiesen, das Rosa des Kirschbaums vorm Kapitänshaus, das Blau des Meeres, der helle Sand dazu. Ich spüre die Sonne auf der Haut und denke, es wird endlich Zeit, mich wieder einmal neu zu erfinden. Wir Designer*innen stecken ständig im Karussell der Saisonen, horchen in die Trends unserer Gesellschaft, und wenn das frühe Licht des Nordens durch das Fenster strahlt, dann ist es noch ein Extrabonus für die Kreativität. 

Die Mode, die ich mache, steht in einem engen Austausch mit dem weiblichen Körper. Man sollte meinen, das ist immer so, aber weit gefehlt, oft wird dieser verhüllt oder verfremdet, arbeitet der Entwurf exzentrisch gegen die Silhouette, man erinnere sich an die Schauen der Couture. Ich habe meine Vorbilder aus der Vergangenheit: Valentino, mit seinen fließenden Linien, Yves Saint Laurent, der den Frauen ein neues Selbstbewusstsein gab, Vivienne Westwood, die den Protest und die Verantwortung in die Mode brachte … Und dann habe ich mich als Ausgangspunkt meiner Entwürfe: Mittelgroß, durchschnittlich schlank und sportlich, mal ein paar Kilos mehr, mal ein paar Kilos weniger. Früher habe ich mit mir gehadert, fand mich unattraktiv, das hat sich geändert, jetzt mag ich mich so wie ich bin mit all den Fehlern, den kräftigen Waden und Knien, der Taille, die nie einer Wespe glich, den breiten Schultern noch vom Leistungsschwimmen aus der Jugend. 

So addieren sich die Vorbilder zu dem Eigenen und schaffen meine Roma e Toska Kollektion. Sie umspielt uns Frauen mit seidigen Stoffen und formt uns mit engen und weiten Hosen und Röcken. Oft habe ich mich gefragt, warum so viele ein wenig jünger aussehen, wenn sie in meine Modelle schlüpfen. Vielleicht mag es daran liegen, dass ich das Mädchen in mir bewahrt habe, dieses ungestüme Wesen, das so viel in dieser Welt bewegen und verändern wollte. Und wenn es Mai wird, dann ist es noch lebendiger in mir, in den Outfits, den frechen Snapshot-Fotos am Strand, in dem Schwung des Ganges. Es scheint sich zu übertragen, und das macht mich glücklich. Was ist Mode? Einmal mehr stelle ich mir die Grundsatzfrage: Sich fühlen, so wie man ist und sich manchmal nicht traut zu sein.

Am kommenden Freitag, den 19. Mai, ab ca. 17.30 bis 20 Uhr findet bei uns die erste Talkrunde statt mit dem Rechtswissenschaftler Prof. Dr. Peter Fissenewert, verheiratet mit Ulla Kock am Brink, und mit Gabriele Pochhammer, Agentur für analoge Partnervermittlung. Es geht um das Leben und die Liebe. Ich lade Sie herzlich dazu an. Es gibt nur wenige Plätze. Voranmeldung unter: info@romaetoska.de oder 0172/4313905. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz