VINTAGE FASHION IN DETAIL

Die Welt der Mode ist auf Produktion, auf Gewinnoptimierung und Kostensenkung ausgerichtet, möglichst immer schneller, immer mehr. Was in Mailand, Paris, London und New York zu finden ist, hängt auch im Strönwai auf Sylt, in Singapur, in Beijing, nicht mehr in Moskau. Rund um die Welt ist es ein ähnlicher Luxus und ein genauso vergleichbares Fast-Fashion-Angebot. 

Die Trendsetter, egal welchen Alters, sind jedoch ständig auf der Suche nach dem Besonderen, das nicht überall zu kaufen ist. Es geht um den eigenen Stil. Und so entdeckten sie Vintage. Ich will den Begriff kurz erklären: Das Kleidungsstück muss mindestens 20 Jahre alt sein und nicht älter als 99, dann nennen wir es »Vintage«, davor ist es »Secondhand«, danach ist es »Antik«. Kate Moss war eine der ersten, die 2003 in einem Cocktail-Kleid von Jean Dessès aus den 1950ern auftrat, ein sogenanntes »one-of-a-kind« Modell. Die Zeit hatte aus der Serie ein Unikat gemacht, getragen, gelebt, versehen mit einer Geschichte, der Kate Moss eine neue eigene Geschichte hinzuaddierte. Auch das gehört zu Vintage. Julia Roberts trug bei der Oscar Verleihung 2001 für Erin Brockovich ein Vintage Abendkleid von Valentino. Mittlerweile hat Harrods in London eine eigene Abteilung dafür, veranstalten die großen Auktionshäuser legendäre Versteigerungen, ist es eine Sammelleidenschaft geworden. Vintage ist der neue Luxus, steht für Stil, Bildung und Nachhaltigkeit. 

Als Studentin an der Brown University in Providence Rhode Island erfand ich mich neu in Seidenkleidern aus den 40er Jahren, später entdeckte ich Yves Saint Laurent. Es inspiriert mich und meine Arbeit als Designerin. Ich stöbere zwischen Sammlungen nach Einzelstücken mit dem Prädikat »außergewöhnlich«: Yves Saint Laurent, Ungaro, Gianfranco Ferré, Calvin Klein, Courrèges, Celine …

Die Zeit ist über die Kleider, Blusen, Blazer und Kostüme hinweggegangen, um sie nur noch wertvoller zu machen, manchmal hat sie Spuren hinterlassen, die mich nicht stören, weil sie Zeichen von geliebt und gelebt sind. Hinter jedem Stück steht der kreative Geist eines der großen Couturiers sowie die Handwerkskunst seines Ateliers, »Made in France«.

Überraschend gut kombinieren sich die Teile mit meiner eigenen Kollektion Roma e Toska, vielleicht, weil ich Mode als Kulturgut betrachte, meine Form und meine Muster sich immer wieder öffnen für Wahlverwandtschaften.

In unserem Geschäft in Hamburg zeige ich diese Kombination, habe dazu einen Vortrag gehalten. Und nun sind einige der Teile auch bei mir im Kapitänshaus in Kampen zu sehen und zu kaufen. Auf jedes Modell wartet die richtige Trägerin.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz