Roma e Toska

Herr von Ribbeck auf Ribbeck …

im Friesenland, ein Kirschbaum in seinem Garten stand, und kam die goldene Frühlingszeit und die Blüten leuchteten weit und breit … Ich musste einfach das Gedicht von Theodore Fontane aus dem Jahr 1889 für unseren Maianfang 2023 adaptieren. Wer kennt sie nicht, die Ballade als spätromantische Schilderung von Idylle und Güte mit dem Herrn Ribbeck auf Ribbeck, der für die Mädchen und Jungen immer eine Birne und ein liebes Wort hatte. 

Seit ein paar Tagen haben sich die Blüten des alten Kirschbaums vor dem Kapitänshaus geöffnet und tun es noch weiter, wenn denn zu der Sonne sich noch ein wenig Wärme gesellt. Die Spaziergänger bleiben stehen und machen ein Foto. Es wird zu ihrer Erinnerung, Jahr für Jahr. Und so strotzt und trotzt dieser Garten, mit seinen altmodischen fröhlichen Gänseblümchen, dem Löwenzahn an der Backsteinmauer und dem Bistrotisch mit den kippeligen Holzstühlen, der sorgfältig designten Vorgarten-Kultur rundherum. 

Wieder stellt sich mir die Frage: Was ist schön? Es der berühmte Streit zwischen den Philosophen Kant und Hegel. Bei dem einen ist es vereinfacht gesagt, das interesselose Naturschöne, bei dem andere kann nur die Kunst das Schöne vorbringen, sprich das, was wir Menschen gestaltet haben. Das wäre doch mal eine lebhafte Diskussion, wenn man so nebeneinander durchs Kampener Dorf schlendert, über die Braderuper Heide wandert oder am Strand vorbei an der Sturmhaube. Was ist schön?

Ungeachtet der ästhetischen Definitionsversuche seit der Antike arrangiere ich meine Stillleben unter dem Kirschbaum, denke an Theodor Fontane, suche Bildausschnitte, die an japanische Holzschnitte erinnern und genieße den Reichtum von Formen und Farben um mich herum: Die Keramik von Paul Dresler und Martha Kazzer aus den 1920er bis 1950er Jahren, die Kissen von Ardmore aus Südafrika und das »Erbe« von Bistrotisch und Stühlen aus Frankreich. »Haben so viele schöne Stunden mit ihnen verlebt«, schreibt die befreundete Nachbarin. »Wir werden die Tradition fortsetzen«, antworte ich. Auch das hat etwas mit Schönheit zu tun, das Bewahren. Freue mich auf Ihre und Eure Besuche unter dem Kirschbaum vor dem Haus und natürlich auch in dem Haus, in dem sich das Rosa der Blüten mit meiner Muschel-Kollektion aus dem grafhischen Werk von Alexander von Humboldt fortsetzt.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz