Kunstprojekt SJÜÜN AR von Chili Seitz

Spannende Blicke auf die Inselgeschichte

Das Sylt Museum birgt einen großen Schatz diverser Malereien und weiteren Zeugnissen, die Auskunft über die Geschichte geben, die facettenreich darüber berichten, was so besonders ist oder sein kann, wenn man Sylt tiefgründig entdecken und verstehen möchte. Mit diesen Grundgedanken tauchte die Kieler Künstlerin Chili Seitz in die Sammlung ab und erarbeitete das Kunstprojekt SJÜÜN, das eine Laufzeit von drei Jahren hatte. SJÜÜN ist übrigens Friesisch und bedeutet soviel wie »Blickfang, das, was ins Auge fällt« und das gilt auch für das Folgeprojekt SJÜÜN AR, das Chili Seitz jüngst auf der Insel präsentierte. 

Chili Seitz an dem Standort mit Valeska Gert am Keitumer Kliff vor dem Sylt Museum (Foto: Sölring Museen)

Auch hierbei stehen sich der historische und aktuelle Blick gegenüber. Beide verschmelzen regelrecht und werden durch weitere Hinweise ergänzt. All dies lässt sich in einer aufwendigen programmierten Augmented-Reality-App erfahren. Die Nutzer finden diese kostenfreie App in den Stores. Damit lassen sich die fünf ausgewählten Räume entdecken und erforschen, die sich von List bis nach Hörnum erstrecken. Die Themen dabei sind sehr unterschiedlich und verlocken die Nutzer dazu, sich weiter vertiefend von der Vielfalt dieser Geschichte inspirieren zu lassen. Beispielweise spielt am Kampener Kliff die Strandwelt eine große Rolle, so dass man sich plötzlich zwischen Badenden aus einem Gemälde von Kurt Lambert befindet.  

Chili Seitz erklärt die Nutzung der App, an der sie mit Programmierern lange getüftelt hat und einige interaktive Elemente in den Hintergrund einarbeitete: »Zunächst definiert man per Anker seinen Standort, so dass man sich seinen individuellen Raum vollends erschließen kann. Es tauchen Gemälde aus der Museumssammlung auf, die in die jeweilige Situation passen und somit Gegenwart und das Heute verbinden. Dazwischen finden sich aber auch Hinweise auf mehr: Gnome, goldene Kugeln oder eine schwarze Katze bewegen sich unregelmäßig durch den Raum und verweisen auf die vielen Sagengeschichten, auf Kulturthemen wie Tracht, Biike oder im Falle der Katze an die Tänzerin und Kampener Nachtbarbetreiberin Valeska Gert.« 

Die künstlerische Herangehensweise ist für Museumsleiter Alexander Römer besonders attraktiv. Es gehe nicht darum, die einzelnen Themen in all ihren schriftlichen Ausführungen aufzuzeigen, sondern die Fantasie und den Entdeckergeist zu wecken, mit der sich wiederum eine ganz andere und spannende Inselwelt erschließen lässt. »Sobald die Nutzer das Kunstprojekt und dessen Ansatz entdeckt haben, werden sie mit Sicherheit große Freude beim Durchwandern der Inselgeschichte spüren und im Sylt Museum zugleich weitere Informationen und Objekte aus dem Projekt im Original vorfinden«, so Römer. Das Projekt wurde durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Neustart Kultur, BBK (Bundesverband Bildender Künstler) und dem Sylt Museum gefördert.