Er hat das Kochen in Deutschland revolutioniert, leichter und beschwingter gemacht: Dieter Müller zählt gemeinsam mit unter anderem Harald Wohlfahrt zur Koch-Elite Deutschlands. Inzwischen leitet der ehemalige Drei-Sterne-Maître die »Kochschule Dieter Müller« in Odenthal-Glöbusch. Ein Gastspiel von diesem Produktversteher mitzuerleben, ist etwas ganz Besonderes. Daher sollten sich Gourmetliebhaber den 30. und 31. Oktober vormerken, wenn Dieter Müller anlässlich des 36. Schleswig-Holstein Gourmet Festivals bei seiner Schwester Verena im »Fitschen am Dorfteich« auf Sylt am Herd steht. »Wir nutzen das seltene Gastspiel, um zusammen mit meinen sechs Geschwistern und ihren Familien den 100. Geburtstag unserer Mutter, die vor drei Jahren verstarb, auf der Nordseeinsel zu feiern«, erzählt Verena Fitschen, die sich sehr über das Familientreffen freut. Die Gastronomie liegt den Müllers im Blut: Alle sechs Geschwister sind in diesem Bereich tätig. Müllers Vater eröffnete zu Beginn der 50er-Jahre eine Pension mit Wirtschaft inmitten eines abgeschiedenen Schwarzwälder Tals. Daher lag die Entscheidung, einer kulinarischen Karriere nachzugehen, nahe.
Dieter Müller (Foto: Ricarda Spiegel)
Seine Ausbildung machte Dieter Müller im Hotel »Bauer« in Müllheim. Dort kamen vor allem badische Spezialitäten auf die Teller. »Wenn ich an meine Lehrzeit vor über 55 Jahren zurückdenke, kommt mir die Entwicklung von damals bis heute wie eine Science-Fiction-Story vor«, sagt er. Eine Ausbildung in Frankreich – die Grenze war immerhin nur drei Kilometer von seinem Ausbildungsbetrieb entfernt – war da noch undenkbar: »Damals hatte man als Deutscher in Frankreich keine Chance.« Nach Abschluss seiner Ausbildung mit Bestnote half der Fußball-Fan zwei Jahre im Familienbetrieb, dem »Lug ins Land« in Raich aus, bis er mit 18 Jahren zur Bundeswehr eingezogen wurde. Nach der Grundausbildung wurde er ins Offiziers-Kasino versetzt, einen Ort, der seiner Begeisterung fürs Kochen und seinem Ehrgeiz sehr entgegenkam und schnell zur »besten Kantine der Bundeswehr« avancierte. In den 1970er Jahren ging er zu Ernesto Schlegel in den »Schweizerhof« nach Bern. Schlegel erkannte sein Talent und versetzte ihn in die »Schultheissenstube«, das Gourmet-Restaurant des Schweizerhofs und damals eines der besten Lokale der Schweiz. Hier begegnete Müller erstmals Luxusprodukten wie frischem Steinbutt, Loup de Mer, Krustentieren, Bresse-Geflügel und Trüffel. Dieter Müller entwickelte seine Begeisterung für Saucen, ein Qualitätsmerkmal, das ihn fortan begleitete. Nach Station in Griechenland folgte er dem Ruf nach Wertheim-Bettingen. Dieser Schritt sollte nicht allein Müllers Leben, sondern auch die Entwicklung der deutschen Spitzengastronomie prägen. Gemeinsam mit seinem Bruder Jörg erkochte Dieter Müller in den »Schweizer Stuben« zwei Sterne. Klaus Besser beschrieb die Beiden als »die Wunderknaben von Wertheim« und vergab 1979 in der ersten Hitliste der deutschen Restaurants 20 von 20 möglichen Punkten. Im Jahr 1982 verließ Jörg Müller die »Schweizer Stuben« und ging nach Sylt. Von da an waren alle Augen auf Dieter gerichtet, der zum alleinigen Küchenchef aufstieg. Die Krönung seiner Kochkarriere wurde Dieter Müller vom Michelin 1997 mit drei glänzenden Sternen verliehen.