Georg Meierhenrich –
Abschied von dem Sylter Bäumemacher

Georg Meierhenrich schenkte Angela Merkel bei ihrem Sylt-Besuch 2005 den »Deutschen Baum«.

Ernst-Georg Meierhenrich, 1944  in Berlin-Zeppernick geboren, aufgewachsen in Westfalen, ausgebildeter Elektromonteur im Bergbau, lebte und arbeitete seit 1969 auf Sylt. Nun ist der beliebte Künstler und Galerist im Alter von 78 Jahren verstorben. 

Der Recycling-Künstler, der von allen liebevoll Georg genannt wird, wuchs unter ärmlichen Bedingungen in einer Bergarbeiterfamilie auf. Verschaffte er sich damals auf Schrotthalden einen Nebenverdienst, so sollte der Werkstoff Schrott später sein ständiger Begleiter sein. Mit 19 Jahren flüchtete er aus seiner Perspektivlosigkeit nach Berlin. Nahezu mittellos lebte er hier zunächst auf und von der Straße. Ausgestattet mit dem künstlerischen Talent seines Vaters und dem eigenen eisernen Willen, freischaffend leben zu wollen, erarbeitete er sich als Pflastermaler erste Malutensilien, knüpfte Kontakte zu Künstlern, fand Zugang zu Ateliers und Werkstätten und malte. Den ersten Durchbruch erlangte er mit seiner »Höhlenmalerei«, mit der er auch außerhalb Berlins zu einem anerkannten Künstler avancierte. Mit dem Besuch eines Künstlerkollegen auf Sylt orientierte er sich ab 1969 künstlerisch neu. In Rückbesinnung an seine erlernten Fähigkeiten im Bergbau begann er, die Idee des Schrottrecyclings umzusetzen. Fortan sah man ihn auf Schrottplätzen, gezielt Metallabfälle suchend, um sie in eine neue ästhetische Form und Ordnung zu verwandeln und damit emporzuheben. Die so zusammengeschweißten und gelöteten Plastiken, seien es filigrane Wandreliefs, Lokomotiven, Schiffe oder Flugzeuge, befinden sich heute allesamt in in- und ausländischen Privatsammlungen. Es sollten gute 15 Jahre vergehen bis er den ersten Baum als Wandrelief gestaltete. Mit diesem Recyclingobjekt war der Start für eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema Baum gegeben: der Baum als Symbol für unsere Kultur und in seiner Bedeutung für unsere und aller Umwelt. Seither kreierte Georg Meierhenrich »Sylter Bäume« in unterschiedlichsten Variationen – doch sie haben all Gemeinsamkeiten: Sie sind aus Schrott erbaut, erzählen Geschichten aus dem Leben, von einem Moment oder dem historischen Wandel und sind das Sylter Kultobjekt schlechthin. Er hinterfragte jeden und alles, doch immer mit Witz und Humor. Als Symbolist beschenkte er die Gesellschaft mit dem, was sie einst der Natur entnommen hat, seine Botschaften waren friedlich und leise, für immer verschmolzen in einem Werk großer Ästhetik. 

Sein Herz schlug für die Kunst und vor allem für Bäume. Bis zuletzt arbeitete er in seiner Galerie im Siidik 6 in Keitum in seinem Outdoor-Atelier und kreierte zahlreiche »Sylter Bäume« mit Murano-Glas, Strandgut und außergewöhnlichen Accessoires – Recyclingkunst, die beeindruckt und anders ist. Seine Ehefrau Christa führt Georg’s Galerie in Keitum weiter und präsentiert neben zahlreichen Künstlern wie unter anderem Prof. W.R. Schramböhmer, Uwe Herbst und  Iris Rousseau, auch das umfangreiche Werk von Georg. Mit seinem Talent und seiner unerschöpflichen Kreativität überraschte er immer wieder mit neuen Ideen und seiner fantastischen künstlerischen Vielfalt. Er sprühte nur so vor Tatendrang, Schöpferkraft und Einfallsreichtum. 

Nun findet der Künstler und Galerist seine letzte Ruhe auf dem Keitumer Friedhof unter Bäumen. Mit großem Respekt nehmen wir Abschied von diesem außergewöhnlichen Sylter Bäumemacher.