Keine Welle ist der anderen gleich.
Der Satz stammt von dem Philosophen Karl Jaspers (1883 – 1969), der am Meer aufwuchs und schon als Kind beobachtete, wie sich Licht, Farben und Bewegung ständig verändern. Geht uns doch genauso, wenn wir am Strand spazieren gehen und uns wünschen, dass dieser Sommer nicht aufhört mit den Freunden, den Partys, den Events, dem Kommen und Gehen von Menschen. Was ähnlich erscheint Jahr für Jahr ist trotzdem immer wieder neu, deswegen musste ich diesen Betrag mit Karl Jaspers Wellen beginnen.
In diesem Juli/August ist es ganz besonders, die Gespräche sind nicht banal, kreisen um Mode und landen dann bei dem, was wir sind, in welchen Situationen wir stecken, was sich verändern wird oder soll … Wir werden wesentlich! Ich mag solche Begegnungen, und oft denke ich, dass ich gerade deswegen Designerin geworden bin, um auf diese Art zu kommunizieren. Meine aktuelle Kollektion mit dem Stillleben des französischen Impressionisten Pierre Bonnard (1867 – 1947) passt in die Zeit des Innen und Außen. Wir holen uns die Welt zu uns mit Kunst, mit Büchern und mit Geschichten. Gleichzeitig können wir wieder reisen, neue Eindrücke sammeln und endlos »Sommern«, wie die Bohème der fünfziger Jahre es in den Hamptons/USA nannte.
Ich will noch nicht in die lange Hose schlüpfen, will meine gebräunten Beine zeigen. Die Farbe Weiß ist meine Lieblingsfarbe bis weit in den September hinein. Sie gehört zum Strand, sie leuchtet, wenn das Meer dahinter Türkis funkelt. Blazer, Shorts und dünne Seidenblusen sind meine täglichen Begleiter.
Dazu trage ich Vintage-Schmuck von Yves Saint Laurent aus den 70er und 80er Jahren. Lässig bummeln gleich mehrere Ketten von meinem Hals, verbinden sich als Understatement mit frecher Opulenz. Es ist mein Stil, der in keine Schublade passen will, genauso wie meine Mode, die sich mit jeder Trägerin wandelt. Warum das so ist? Ich weiß es nicht, es ist das Geheimnis meines kreativen Prozesses. Es bereitet mir ein heimliches Vergnügen, dass meine Modelle die Individualität und Persönlichkeit jeder Frau unterstreichen. Meine Bluse wird zu ihrer Bluse. Wir könnten nebeneinanderstehen und wären niemals gleich und gleich. (Jede Welle ist anders.)
In diesem Sommer ist mein »Chambre d’Amis« in dem alten Kapitänshaus von Roma e Toska hinzugekommen. Das Schmucklabel Meerglanz aus Berlin war zu Besuch und maison f. aus Hamburg ist mit einer kleinen Präsentation von exklusiver Homewear geblieben. In dem schönen Raum mit den alten Fliesen an den Wänden treffe ich Dr. Karen Michels zu einem Gespräch über Kunst. In dieser Woche ist Christie’s zu Gast mit einem Vortrag über die Royal Jewels.
Wenn mal nichts los ist, dann bin ich da für einen Plausch in diesem Sommer, der nicht den anderen gleicht. Genießen wir ihn in allen Zügen bis zur letzten Minute!
Birgit Gräfin Tyszkiewicz