Ausstellung in der Galerie Kaamp-Hüs
Novalis ist keine leichte Kost, aber gehaltvoll. In seiner Erzählung »Alte Meister« schreibt Thomas Bernhard: »Alle Dichter sind mir mit der Zeit mehr oder weniger auf die Nerven gegangen, haben mich zutiefst enttäuscht, haben sich als unsinnig oder als zwecklos erwiesen oder als letzten Endes unbrauchbar herausgestellt, Novalis hat mich nie enttäuscht.«
Im großen Novalis-Jahr 2022, dem 250. Geburtstag des Dichters (1772-1801), ist bis zum 19. August die Ausstellung »Neue Novalis-Bilder« des Malers und Zeichners August Ohm in der Galerie Kaamp-Hüs in Kampen zu sehen. Er hat sich immer wieder von bedeutender Dichtung inspirieren lassen, vom Gilgamesch-Epos, der ältesten erhaltenen Weltliteratur über die Offenbarungen des Johannes bis zu Baudelaire, Rimbaud und Oscar Wilde. Seit den 1990er Jahren steht der Dichter Novalis im Zentrum von Ohms Interesse. Seine zu den »Hymnen an die Nacht« entstandenen Gemälde wurden durch das Novalis-Museum erworben und von der Novalis-Gesellschaft publiziert. Später schuf Ohm Bilder zu dem Romanfragment »Die Lehrlinge zu Sais«. Diese Werkgruppe wurde von der Novalis-Stiftung herausgegeben. Auch die neuen Novalis-Bilder des Künstlers gehen von den »Lehrlingen…« aus. Der Maler verbildlicht das Zeit- und Naturverständnis des Dichters und dessen Vorstellung von einer »Sympathie des Alls«. Hier ist alles mit allem verbunden und im Mikrokosmos von Sand und Steinen spiegelt sich die Ganzheit des Kosmos. Ohms Bilder sind spirituell, aber nicht verstiegen-esoterisch. Immer wieder bezieht sich der Künstler auf gesehene Wirklichkeit. In den Idolen der kykladischen Kunst oder im Denghoog in Wenningstedt sieht Ohm Gleichnisse der Zeitlosigkeit, dann wieder werden Steine und Muscheln unterhalb des Morsum Kliffs für den Künstler zu »sprechenden Elementen« der Natur.