Erneut schreibe ich Zeilen, die vordergründig einem Reisebericht ähneln könnten. Zehn Tage lang war ich auf einer anderen Insel, 9.000 Kilometer von unserer entfernt, im Indischen Ozean: La Réunion. Blickt man von den vulkanischen Hügeln nach Westen, so kommt Madagaskar, nach Süden irgendwann die Pinguine, nach Osten Australien und nach Norden ist man in Gedanken bei der Ukraine und Russland. Warm und feucht duftet es nach exotischen Blüten und Früchten, keineswegs dem würzigen Sylter Aroma von Heckenrosen und Nordsee verwandt. Den letzten Abend verbringen meine Tochter Roma (27) und ich bei Pierre in seinem „Blauen Haus“, das sich eng an den Hang anschmiegt, nur zu Fuß zu erreichen. Jeder ist willkommen, sich mit ihm und seiner Familie an den Tisch zu setzen, etwas zu trinken, Gedanken auszutauschen, Musik zu hören, ganz so wie es in dem Chanson „La Maison Bleue“ von Maxime de Forestier aus den siebziger Jahren heißt. Pierre ist dieser alten Hippie Idee gefolgt von einem friedlichen Miteinander, egal woher man kommt, welche Hauptfarbe man besitzt, ob man reich ist oder arm. Nun baut er zwischen grünen Farnen und Mangobäumen ein Haus für eine Flüchtlingsfamilien aus der Ukraine, so weit von ihrem Zuhause entfernt in diesem Paradies, das hoffentlich von der Welt vergessen wird, um unbeschädigt zu bleiben. Regelmäßig habe ich in den letzten Tagen über die Erlebnisse im Blog berichtet, manchmal kamen mir dabei die Tränen. Was tun wir uns nur an?! Nun sitze ich im Flieger zurück, „über den Wolken“, muss an Reinhart May und sein Lied denken, es stammt auch aus den siebziger Jahren? Wie schön wäre es doch, wenn wir statt über „Lufträume“ und deren Sperrung wieder über das Blau des Himmels sprechen könnten. Es ist das Leichteste auf der Welt, sich gegenseitig zu mögen, und das Schwierigste, es nicht zu tun. Für das eine, müssen wir uns nur die Hand reichen und in den Arm nehmen, für das andere brauchen wir Waffen. Roma e Toska im Kapitänshaus ist auch ein „Maison Bleue“, eingerichtet wie eine Wohnung mit Kunst an den Wänden und Mode an den Stangen, die etwas erzählt, das weit über das hinausgeht, was „Bekleidung“ ist. Ab diesem Mittwoch bin ich wieder dort, um Sie und Euch willkommen zu heißen, die neuen Schuhe zu zeigen, die Seidentücher, Blusen und Blazer, den Schmuck von Yves Saint Laurent.… Teilen wir das Schöne.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz

PS: Roma e Toska spendet von jedem Kauf eine Summe an das Deutsche Rote Kreuz „Nothilfe Ukraine“.