Jahresbilanz der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger

2023 Einsätze für Seeleute, Fischer,
Passagiere und Wassersportler

Seit Gründung der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) vor fast 157 Jahren haben ihre Besatzungen annähernd 86.000 Menschen gerettet. Auf Nord- und Ostsee waren die Seenotretter im Jahr 2021 insgesamt 2023 Mal im Einsatz. Die Besatzungen haben dabei mehr als 3500 Menschen geholfen. Sie kamen zahlreichen Fischereifahrzeugen und ihren Besatzungen zu Hilfe, bemühten sich um Seeleute von Handelsschiffen, Offshore-Windparkversorgern sowie Passagiere von Fähren und Fahrgastschiffen. Auch viele Wassersportler und Küstenbesucher konnten sich erneut auf DGzRS-Besatzungen verlassen. An der schleswig-holsteinischen Nordseeküste waren es 213 Einsätze, bei denen 245 Menschen geholfen wurde. Davon wurden fünf aus Seenot gerettet und 15 weitere aus Gefahrensituationen befreit.

Der Seenotrettungskreuzer ist auf der nördlichsten DgzRS-Station List auf Sylt im Einsatz: 2013 wurde dieser auf den Namen PIDDER LÜNG nach einer Ballade von Detlef von Liliencron (1844-1909) über den gleichnamigen Sylter Fischer getauft. (Foto: DgzRS/Manuel Miserok)

Auch schreitet die Modernisierung der Rettungsflotte auf den Stationen in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern weiter voran. 2021 haben sechs neue Einheiten vorrangig ältere Seenotrettungskreuzer und -boote abgelöst. Seenotrettungskreuzer PIDDER LÜNG Der Einsatz der Seenotretter bei jedem Wetter, rund um die Uhr ist oft mit großen Herausforderungen verbunden. Ein ungewöhnlich freudiger Einsatz ereignete sich im April 2021: An Bord des Seenotrettungskreuzers PIDDER LÜNG der Station List auf Sylt kam ein Baby zur Welt. Rückblick: In der Nacht zum Ostersonntag wurden die Seenotretter um zwei Uhr nachts geweckt. Eine hochschwangere Sylterin müsse zur Entbindung auf das Festland gebracht werden. Ein Hubschrauber konnte nicht fliegen. Geplant war, die werdende Mutter im dänischen Havneby an einen Rettungswagen zu übergeben. Von dort sollte sie nach Flensburg in die Klinik gebracht werden. Doch bereits auf der knapp 25-minütigen Überfahrt deutete sich an, dass dazu die Zeit nicht mehr ausreichen würde. Die Leinen der PIDDER LÜNG waren in Havneby gerade fest, als um 4.02 Uhr an Bord ein gesunder Junge zur Welt kam. Der am Hafen bereits wartende Rettungswagen aus Flensburg wurde nicht benötigt – Mutter und Kind ging es so gut, dass nach etwa einer Stunde alle gemeinsam die Rückreise nach List per Seenotrettungskreuzer antreten konnten. Auch wenn die Seenotretter grundsätzlich darauf vorbereitet sind, medizinische Notfälle an Bord zu versorgen, so sind Geburten selten. Tag der Seenotretter: Großer Erfolg online Der von der DGzRS vor mehr als 20 Jahren ins Leben gerufene »Tag der Seenotretter« am letzten Juli-Sonntag, den Jahr für Jahr bis zu 30.000 Menschen an der Küste besuchen, war auch 2021 pandemie-bedingt nicht in gewohnter Form möglich. Allerdings waren die Seenotretter mit ihrem Aktionstag im Internet zum zweiten Mal in Folge sehr erfolgreich. Weit über 100.000 Menschen sahen spannende dokumentarische Beiträge. »Unseren Crews ist es gelungen, online ihre Einsatzbereitschaft und Leistungsfähigkeit zu demonstrieren – und allen Unterstützern zu danken. Wir freuen uns sehr über den großen Zuspruch der Menschen aus dem ganzen Land, die uns auch jetzt die Treue halten«, dankt DGzRS-Geschäftsführer Nicolaus Stadeler. In welcher Form der Tag der Seenotretter 2022 am 31. Juli stattfinden wird, ist derzeit noch nicht abzusehen. Barbara Wussow übernimmt Botschafter-Ehrenamt Neue ehrenamtliche Botschafterin der Seenotretter ab 2022 ist eine Frau, die sich auf See bereits gut auskennt: die aus der beliebten Fernsehserie »Das Traumschiff« bekannte Schauspielerin Barbara Wussow. »Ich habe allergrößten Respekt vor den Seenotrettern, die sich bei jedem Wetter mutig und selbstlos für andere einsetzen – mit ihrer Gesundheit und manche in der langen Geschichte der DGzRS sogar mit ihrem Leben. Ich bewundere das sehr«, sagt sie. Die hohe Einsatzbereitschaft beeindruckt: »Ich bin fasziniert, dass Menschen, die bei der Post, beim Frisör oder wo auch immer arbeiten, alles stehen und liegen lassen, wenn sie alarmiert werden, und ihre Ausrüstung schnappen, um Menschen aus Seenot zu retten – bei jedem Wetter, rund um die Uhr.« Große Anerkennung verdienen in ihren Augen auch die vielen Menschen im ganzen Land, die mit ihren Spenden die ausschließlich durch freiwillige Zuwendungen finanzierte Arbeit der DGzRS überhaupt erst ermöglichen. »Sie sind alle Seenotretter, Spender und Crews sind gleichermaßen wichtig«, sagt Barbara Wussow. Sie ist bereits die 23. Prominente, die das Botschafter-Ehrenamt übernimmt. Die Reihe begann im Jahr 2000 mit Liedermacher Reinhard Mey. Spender und Seenotretter werden Kennt man Nord- oder Ostsee aus Urlauben? Liebt man Wind und Wellen? Ist man aktiver Wassersportler? Oder lebt man an der Küste und kann sich keinen schöneren Ort auf der Welt vorstellen? Dann weiß man auch, wie schnell hier Wind und Wetter umschlagen können. Dann sind Berufsseeleute wie Freizeitskipper gleichermaßen schnell auf die Hilfe der Seenotretter angewiesen. Damit die Besatzungen sicher von jedem Einsatz zurückkommen, brauchen sie die beste Ausrüstung. Und Seenotrettungskreuzer und -boote, die immer auf dem neuesten Stand der Technik sind. Ob einmal, gelegentlich oder regelmäßig – Spenden sichern die oft gefahrvolle Arbeit und helfen, Leben zu retten. Weitere Informationen und wie man spenden kann, gibt es online unter www.seenotretter. de.