FEIERN WIR DEN JULI

Roma e Toska und die Natur

Schon als Kind habe ich den Juli geliebt, den Duft der Wiesen, das Schwirren der Bienen, der Käfer und der Schmetterlinge. Schulferien, ausgestreckt auf dem Rücken liegen und in die Wolken schauen. Dieses Gefühl trage ich jedes Mal wieder hinein in diesen Sommermonat, bewusst 55 Mal und fünf weitere ohne mich daran erinnern zu können, da ich noch Baby und Kleinkind war. Ich muss schmunzeln, was für eine schöne Umschreibung meines Alters: den Juli erinnern. In den nächsten Tagen werde ich 60.
Meine Kollektionen erzählen von dem Sommer und der Natur. Das Grün auf der Bluse passt zu dem Grün der Insel, saftig ist es von hell und strahlend bis hin zu tief und satt.

Der kühle April und Mai haben es bis in den Juli konserviert. In kurzen Hosen laufe ich entlang der Braderuper Heide. Es duftet, ich vermisse meine Schmetterlinge.
»What if the Solution were to be found in Nature«, den Spruch von der Stoffmesse in Paris 2020 als Trendaussage für dieses Jahr wurde zum Leitmotiv für meine Kollektionen. Das Fragezeichen habe ich auf den bedruckten T-Shirts weggelassen, es ist eh suggestiv: Was wäre, wenn wir die Lösung in der Natur finden würden?!
Die Philosophie und die Wissenschaften verfolgen es schon längst, nur wir hinken noch hinten dran. Selbst die Mode, die trauriger Spitzenreiter der Umweltsünder ist, übt das Umdenken für mehr Verantwortung und Nachhaltigkeit. Die vergangenen Monate haben dafür ständig neue Impulse und Möglichkeiten geschaffen. So wie es war, konnte es nicht weitergehen. Die Zeit spielte mir in die Karten, denn Roma e Toska fertigt schon lange in kleinen Editionen im Erzgebirge, die Stoffe werden in Frankreich und Italien produziert. Von dem Gedanken der »Saisonen« habe ich mich schon lange verabschiedet. Warum den Winter im Sommer verkaufen und den Sommer im Winter? Es geht nicht um volle Kleiderstangen, sondern um das »Weniger-ist-mehr«, die Lieblingsstücke, die auch noch nach Jahren nichts an Aktualität verloren haben.
In diesem Sommer sind es zwei Kollektionen, die um das Thema »Natur« Kreisen: Ernst Haeckel, der Wissenschaftler, Künstler und Philosoph des 19. Jahrhunderts, der als erster die Quallen und Einzeller erforschte und mit seinen »Kunstformen der Natur« den Jugendstil beeinflusste. Und dann »Ruwenzori«, mit Fotografien aus Uganda, die das Mystische und das Ursprüngliche der Natur zeigen. Dazu gesellen sich in dem alten Kapitänshaus Kunst und Antiquitäten, Arbeiten von Joseph Beuys, die Stein-Fotografien meines Mannes, Krzysztof Graf Tyszkiewicz, und die Keramik aus der Weimarer Republik bis in die 50er Jahre. Die Schuhe von Taglia Scarpe stammen aus der Manufaktur, in der auch Louis Vuitton produziert. Den Vintage-Schmuck von Yves Saint Laurent habe ich aus der ganzen Welt zusammengesammelt.
Seit kurzem gibt es einen neuen Instagram-Account: Countess_Bridget, indem ich meine Gedanken mit Bildern kombiniere, eigenwillig auf meine Art. Es geht nicht um die Oberfläche von Mode, sondern um ihre Komplexität. Follow me! Freue mich auf Eure und Ihre Besuche.
Birgit Gräfin Tyszkiewicz