EINE WELT FÜR SICH

Kapitänshaus und Concept-Store
von Roma e Toska

In diesen Tagen über Mode zu sprechen fällt schwer, wie es überhaupt in den letzten Monaten nicht einfach war, einen Blazer vorzustellen oder das neue Rockmodell, es wirkt banal. Ganz andere Dinge standen und stehen im Vordergrund. Wen interessiert es da, ob Ton-in-Ton angesagt ist (ist es nicht), ob das Pink gerade Trend ist oder die Schultern wieder breiter werden. Es gibt Wichtigeres, die Lage ist dramatisch und die Irritation mit Meldungen aus dem Westen Deutschlands reichen bis in den Urlaub hinein mit Blick auf das Meer und den blauen Himmel. Wir können uns nicht mehr entziehen und leugnen schon gar nicht: Wir leben in Zeiten, die ein Nachdenken und Umdenken verlangen!

Dafür brauchen wir den Blick aus unterschiedlichen Perspektiven von Wissenschaft und Politik, aber auch von den Künstlern, den Literaten, vielleicht auch von uns Mode-Designern, gewiss aber von uns Bürgern, die wir auf dieser Erde leben mit tradierten Werten und Begriffen von »Heimat« und »Zuhause«. Es geht nicht darum, sich ins All schießen zu lassen, um auf diese wunderschöne blaue Kugel zu schauen und sich anschließend mit ChampagnerDusche feiern zu lassen. Nein, es geht darum, die Welt, in der wir leben und die Welt, von der wir leben, wieder in Einklang miteinander zu bringen. Natur muss wieder in seiner existenziellen Bedeutung verstanden werden.

Welche Funktion besitzt da die Mode, der zweitgrößte Umweltsünder der Welt? Ein Pullover ist doch nur ein Pullover. Aber nein, er ist viel mehr, er erzählt eine Geschichte, zeigt eine innere und äußere Haltung zu unserer Gesellschaft. Welches Material besitzt er, wo und unter welchen Umständen wurde er produziert? Mit den ersten Überlegungen spielen Nachhaltigkeit und Verantwortung eine Rolle. Roma e Toska fertigt im Erzgebirge, die meisten der Schneiderinnen kenne ich persönlich, sie erzählen mir, wie ihr Alltag aussieht, und es ist für sie etwas Besonderes, unsere Kollektionen zu nähen. Die Stoffe werden exklusiv in Italien und Frankreich produziert, die meisten der Textildesigner sind auch meine Freunde. Sie durchleben gerade schwere Zeiten, es fehlen staatliche Hilfsprogramme.

Wenn ich ein Modell entwerfe, dann soll es der Trägerin schmeicheln, sie muss sich darin wohlfühlen, es soll ihr ein Selbstverständnis und ein Selbstbe- wusstsein verleihen. Mit Freude weit ausschreiten und die Welt neu befragen! Das steckt als Idee in jedem meiner Entwürfe. Ein Anfang für Veränderung.

Aber ich gehe weiter und werde inhaltlich, von den kleinen Zellen und Medusen bis zu der Ursprünglichkeit von Wald: In diesem Sommer sind es zwei Kollektionen, die um das Thema »Natur« Kreisen: Ernst Haeckel, der Wissenschaftler, Künstler und Philosoph des 19. Jahrhunderts, der als erster die Quallen und Einzeller erforschte und mit seinen »Kunstformen der Natur« den Jugendstil beeinflusste. Und dann »Ruwenzori« mit Fotografien aus Uganda, die das Mystische der Natur zeigen.

Meine Mode stelle ich in den Kontext von Kunst, Design und schönen Dingen, die die Handschrift von Menschen tragen, die nicht strategisch einen Markt bedienen, sondern etwas Außergewöhnliches kreieren oder herstellen als innere Notwendigkeit, als Passion. So etwas schafft eine ganz besondere Atmosphäre, die uns wieder inspiriert und die nötige Energie schafft, um sich den wichtigen Fragen unseres Lebens und unserer Zeit zu stellen. Sich umgeben, mit dem, was man liebt. Es gibt davon viel zu sehen in dem Kapitänshaus von 1690, meinem Roma e Toska Flagship-Store.

Im neuen Insta-gram-Account: Countess_Bridget, kombiniere ich meine Gedanken mit Bildern, eigenwillig auf meine Art. Es geht nicht um die Oberfläche von Mode, sondern um ihre Komplexität. Follow me! Freue mich auf Eure und Ihre Besuche.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz