Roma e Tosca – Was ist Alter

Mode als zeitloses Statement.

Vor ein paar Tagen bin ich 61 Jahre alt geworden. Eine Freundin schrieb dazu: »Würdest du mir das Geheimnis deines Jungbrunnens vertraten? Nicht, dass ich damit Geld verdienen möchte, ich komme jetzt selbst in das Alter, wo ich für jeden Tipp dankbar bin.« 

Eine Empfehlung gab mir damals der Chef der Cerruti-Gruppe: Das Fashion-Business verhindert das Altern, weil man so viel Stress hat, dass man nicht darüber nachdenkt. Recht sollte er behalten. Das Karussell der Kollektionen dreht sich schnell und immer schneller. Trends sind immer schwieriger vorhersehbar und müssen kurzfristig korrigiert werden. Wer hätte gedacht, wie Corona unsere Welt anhält, ein Krieg in Europa unsere Stimmung verändert und nun die damit zusammenhängende Energiekrise. Der Herbst-Winter wird modisch anders aussehen als geplant, Spaghetti-Trägerhemdchen werden gegen Pullover und Designer-Wärmflasche ausgetauscht. 

Ich schlafe wenig, versuche mit einem Ohr am Puls der Zeit zu hängen und dann schlendere ich wieder entspannt am Strand entlang. Das Denken in Parallelen und Gleichzeitigkeiten weitet sich aus, hält mich jung und unter Spannung. Meine Mode soll damit einhergehen: zeitlos in einem vielfältigen Sinne. Meine Töchter (25 und 27 Jahre alt) tragen es genauso wie Frauen jeglichen Alters. Es geht nicht um Zahlen, die uns und mich beschreiben, sondern es geht um Individualität. Ob wir den Rock kurz oder lang tragen, ist abhängig von meiner Figur und meinem Lebensgefühl. Betone ich Hüfte und Taille, macht es keinen Unterschied, ob ich 30, 40 oder 70 bin. Ich versuche, mit meiner Mode zu ermutigen, sich zu zeigen, etwas von seiner Persönlichkeit nach außen zu kehren mit einer selbstverständlichen Frische. Auch das hat etwas mit dem oben gewünschten »Jungbrunnen« zu tun. Ich erfinde mich ständig neu. 

Und dann gibt es noch ein Letztes, etwas, das auch zu mir gehört, über das ich in meinen täglichen Blogs schreibe (www.blog.romaetoska.com), sich mit dem Inneren zu beschäftigen, die heimlichen Wünsche und Sehnsüchte nicht zu vergessen, weil man meint, es ginge auch ohne sie weiter. Ich protestiere. Und weil es Sommer ist und ihr Zeit habt, ein wenig gedanklich herumzuknobeln, verrate ich Euch noch das letzte Mittel zur Verjüngung, beschrieben in der »Kleinen Fabel« von Franz Kafka: 

»Ach«, sagte die Maus, »die Welt wird enger mit jedem Tag. Zuerst war sie so breit, dass ich Angst hatte, ich lief weiter und war glücklich, dass ich endlich rechts und links in der Ferne Mauern sah, aber diese langen Mauern eilen so schnell aufeinander zu, dass ich schon im letzten Zimmer bin, und dort im Winkel steht die Falle, in die ich laufe.« – »Du musst nur die Laufrichtung ändern«, sagte die Katze und fraß sie.

Ich sage nur: Rechtzeitig (!) umdrehen. Für den Rest sorge ich mit Roma e Toska, mit Schuhen, Accessoires, Kleinobjekten und Kunst. Freue mich auf Sie und Euch.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz