»Bebauungspläne sind das eigentliche Problem«

Bürgernetzwerk fordert Korrektur
der Planungsversäumnisse

Für das Bürgernetzwerk »Merret reicht’s – aus Liebe zu Sylt« sind die Ergebnisse des neuen Beherbergungskonzepts keine Überraschung. Dass die einheimische Bevölkerung seit Langem unter dem ausufernden Tourismus leide, hätten bereits andere Untersuchungen gezeigt und man erlebe es selbst an jedem einzelnen Tag. Doch in dieser Umfänglichkeit, Deutlichkeit und Präzision seien die Probleme selten zuvor benannt worden. 

»Nun haben wir es Schwarz auf Weiß: Die kommunale Politik hat es über Jahre versäumt, mit eindeutigen B-Plänen die Bauwut auf der Insel in die richtigen Bahnen zu lenken«, erklärte Birte Wieda, die Initiatorin des Sylter Bürgernetzwerks und schließt sich damit den Empfehlungen der Gutachter an. »Alle bislang versäumten Mittel des derzeitigen Planungsrechts müssen durch die Kommunalpolitik endlich in vollem Umfang beschlossen und von der Verwaltung zügig in Bebauungspläne eingearbeitet werden.« Der Kreis könne nur kontrollieren, was in den B-Plänen festgehalten ist. Jahrzehntelang sei dem Bauboom auf der Insel durch die Politik kaum etwas entgegengesetzt worden. »Landesregierung, Kreisverwaltung, aber vor allem die Mehrheit der Gemeindevertretungen, haben nahezu tatenlos zugesehen und nichts unternommen. Der Ausverkauf muss endlich gestoppt werden.« 

Das Gutachten belege auf mehr als 100 Seiten, dass der Schaden bereits eingetreten und kaum noch zu reparieren sei. Durch den laufenden Prozess der Umwandlung von Dauerwohnraum in Feriendomizile, sei nun durch das Gutachten nachweislich belegt, dass dadurch nicht nur das Ortsteilleben, sondern auch die Wirtschaft an ihre Funktionsgrenzen komme. Birte Wieda: »Wir fordern, dass die Politik endlich gemeinwohlorientiert handelt und nicht mehr Einzelinteressen in den Mittelpunkt stellt. Wir müssen uns als insulare Schicksalsgemeinschaft begreifen und alles tun, damit die Insel Sylt nicht zu einem einzigen großen Feriendorf verkommt.«