Roma e Toska

Von Insel zu Insel

Diesmal schreibe ich von Insel zu Insel, über 9000 Kilometer entfernt von Sylt. Ich befinde mich auf der Île de la Réunion, östlich von Madagaskar, inmitten des Indischen Ozeans. Meine Tochter Roma ist hierhin gezogen, um die kreolische Küche zu studieren und einen anderen Lebensstil zu führen, als wir es als Elterngeneration gelernt haben, mit unserem Höher, Schneller, Weiter, von Erfolg zu Erfolg. Wir sollten umdenken, die Jungen beobachten, wie sie es angehen, um glücklich zu sein. Ich sitze auf der Terrasse ihres kleinen Bungalows mit Blick über die Bucht von Saint Leu. Wie friedlich es ist. Und 9000 Kilometer entfernt in einer anderen Ecke Europas ist Krieg. 

Diese Gleichzeitigkeit der Ereignisse macht mir zu schaffen: Hier die Wärme, die Wanderungen zum Vulkan Piton de La Fournaise auf über 2600 Meter Höhe, das Tauchen zwischen Korallen und die Fotoshootings am Strand. Dort die Menschen, die um ihr Leben laufen, Mütter, die Kinder tragen, Alte, die weinen und Männer mit Gewähren. 

In diesen Tagen findet die          Fashion Week in Paris statt. Sie findet statt, immerhin, das ist schon mal eine Aussage, Kollektionen, die Monate brauchten um fertiggestellt zu werden, Designer und Teams, die auf diesen Moment hin fieberten, Front Row Celebrities. Es geht um Big Business, um Showtime und um viel Geld. Und nun ist Krieg, hatte man doch gerade erst Corona so halbwegs überstanden. Rick Owens, amerikanischer Fashion Designer fasst es für sich zusammen: »During heartbreak, beauty is one of the things that can bring us hope.« Vielleicht gilt das für uns alle Kreativen. Auch ich mache Mode und folge meiner Handschrift, mit der ich meine Botschaften nach außen tragen. 

Und so gab es gestern ein spontanes Fotoshooting bei untergehender Sonne. Eilig schlüpfte Roma vom Badeanzug in das Outfit, die wenigen Minuten ausnutzen, bevor der rote Feuerball im Meer versinkt. Sie trägt den neuen Tütü-Rock mit den Blüten aus Seide, ein Stoff, der in Paris als schönster von allen Couture-Materialien ausgezeichnet wurde. Ich sehe mich darin am Strand von Sylt spaziergehen, mit einem dicken Pullover dazu und Boots, weil es noch zu kalt ist, um barfuß zu laufen. 

Mein Mann, Krzysztof Graf Tyszkiewicz, wird in diesen Tagen im Kapitänshaus von Roma e Toska die Geschäfte führen. Sein Fachgebiet ist die Keramik und die Kunst, und was wäre Roma e Toska ohne ihn und seine Geschichten.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz