»Wunderbare Isolation«. Der Februar auf Sylt.

Die Engländer nannten es »Splendid Isolation«, wenn sie von sich und ihrer Insellage sprachen, besonders in »troublesome days« (unangenehmen Tagen). Dieses mittlerweile geflügelte Wort lässt sich auf Sylt im Februar übertragen. Am Strand genießen wir das Schauspiel von Meer, Wind und Wolken, und da einem kaum ein Mensch begegnet, zumindest nicht kurz nach Sonnenaufgang, kann man herrlich die Welt draußen ausblenden. Wir unterhalten uns mit uns selbst, mit dem Hund oder schweigen einfach Mal und schauen gedankenverloren auf die Wellen. Splendid! Es klingt nach wahrem Luxus, kein Warten auf Abstand in der Schlange, kein Vorzeigen von Covid-Pass. Nichts stört. Genießen wir sie, die »Isolation«. 

Was sagt die Mode dazu? Nun sie weiß nicht so recht, was sie sagen soll, zu viele Trends, Themen und Konflikte überlagern sich. Die sogenannten »Millennials« und der asiatische Markt drängen auf Opulenz, alle fordern Nachhaltigkeit, und Trendforscher in Europa sprechen von der »Stillness«, dem Rückzug in Zeiten der Ungewissheit. Kurzum, keiner weiß so richtig, was kommt. Die aktuelle Stoffmesse in Paris überschrieb die Hallen mit »Give it a Flair«, eine echte Nullaussage. Stückeln wir uns ein passendes Bild zusammen: Tragen wir etwas, das uns schmeichelt, das sich gut anfühlt auf der Haut und unsere Seele streichelt. Ein Cashmere Pullover zum Beispiel, der ein Lieblingsteil wird, eine Seidenbluse, die eine Geschichte erzählt. Ich binde mir dazu eine Vintage Kette von Yves Saint Laurent um den Hals und wickele noch ein Tuch darum. Diese Teile machen meinen Stil aus, ein wenig Glamour mit einem schönen langlebigen Basic. Und wenn es draußen stürmt und drinnen herrlich gemütlich ist, dann tausche ich die Hose gegen einen Rock, der um die Hüften schwingt, die Taille betont und mir das Gefühl gibt, gut auszusehen und nicht nur »praktisch«. 

Für mein Label Roma e Toska habe ich in diesem Frühjahr das Thema »Interieur« gewählt mit einem Stillleben von Pierre Bonnard. Es ist meine Antwort auf die Stille und die »Splendid Isolation«, in der ich mich genieße und die Kräfte sammele für alles, was das draußen noch kommen mag.

Roma e Toska in dem alten Kapitänshaus in Kampen lädt ein mit Kerzen, Musik, Kunst und Mode und all den Geschichten, die dazugehören.

Birgit Gräfin Tyszkiewicz