Roma e Tosca

Zu Tisch. Die Kultur des Miteinanders

Heute geht es nicht um Mode, wobei sie dazu gehört. Mein Thema ist die Kultur des Miteinanders, so wichtig wie schon lange nicht mehr, auf der Weltbühne wie in den vier Wänden zuhause. In unserer Familie war das gemeinsame Essen immer wichtig. Punkt 19 Uhr schlug die Standuhr in der Eingangshalle und alle kamen eilends aus den hintersten Ecken angelaufen, um Platz zu nehmen. Mein Mann, Krzysztof Graf Tyszkiewicz, hatte wie immer gekocht, die Kinder lernten gepflegt mit Messer und Gabel zu essen, die Kerzen brannten und wir unterhielten uns. Keine Handys, kein Schmatzen, kein Teller zur Seite stellen, wenn fertig. 

Es klingt banal, aber es scheint, als müssten wir es wieder lernen, das Frühstück zu zweit oder zu mehreren, das Candle-Light-Dinner zu Hause oder im Restaurant. Es hat etwas mit Stil zu tun. Wir sensibilisieren uns für die Details: Wie weit sitzen wir voneinander entfernt, gegenüber oder Seite an Seite, über Eck. Gerade konnten wir Putin und Macron an einem XXL-Tisch sehen, ob so konstruktive Kommunikation funktioniert? Mit wenigen Dingen schaffen wir ein »out-of-the-ordinary« und lassen das gemeinsame Essen zu einem Augenschmaus werden: Das Geschirr, das Besteck, die Gläser, vielleicht eine Vase mit frischen Blumen, die Kerzen in Rot oder Pink, weil sie im Angebot waren oder unsere Lust auf Farbe befriedigen. Alles das sind kleine Entscheidungen, die wertschätzen, dass jemand für uns kocht. So etwas dauert, selbst wenn mein Mann ein wahrer Zauberer am Herd ist, so verbringt er dort doch Zeit, die nicht mit wenigen Bissen verschlungen werden sollte. 

Das Abendessen gehört in die tägliche Routine und das ist gut so. Es bedarf keiner langfristigen Verabredungen, um zusammenzusitzen. Und damit können wir einfach anfangen zu reden, über das, was uns wichtig ist, was den Tag erfüllt hat. Wir probieren mal wieder, die kleinen Begebenheiten bunt einzukleiden und schweigen über das, was schon so oft erzählt wurde. Erfinden wir uns beim Essen neu, lachen zur Abwechslung wieder und hören zu. Um nichts anderes geht es in der Welt. Dafür ziehe ich mich hübsch an mit ein paar Ketten um den Hals und lande begeistert im Jetzt, am Tisch!

Roma e Toska in dem alten Kapitänshaus in Kampen lädt ein mit Kerzen, Kunst, Keramik, Kleinobjekten, Mode und all den Geschichten, die dazugehören. 

Birgit Gräfin Tyszkiewicz